Prozess in Berlin:Mordkomplott gegen Pferdewirtin

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Sie versuchten es mit einem Messer und mit einem vergifteten Glas Sekt - doch am Ende brauchten die Täter drei Versuche, um einer 21-jährigen Pferdewirtin das Leben zu nehmen. Hauptangeklagter ist der Exfreund des Opfers.

Es erinnert an einen überdrehten Kriminalroman, bei dem der Autor zu dick aufgetragen hat und ein Komplott aus Habgier um eine junge Protagonistin konstruiiert, die niemandem mehr trauen kann. Es handelt sich jedoch um den ganz realen Albtraum der Pferdewirtin Christin R.: Die 21-Jährige entging zwei Mordanschlägen, den dritten überlebte sie jedoch nicht.

Insgesamt fünf Verdächtige müssen sich nun vor Gericht für die Tat verantworten, darunter auch der Exfreund des Opfers und dessen Mutter. Dem Anwalt des Opfers zufolge sei Habgier das Motiv gewesen.

Eine 27-jährige Mittäterin hat nun während des Prozesses am Landesgericht Moabit in Berlin gestanden. Nach eigenen Angaben habe sie nach den ersten gescheiterten Mordversuchen den beiden Hauptangeklagten geholfen, einen Auftragsmörder zu finden. Zuvor hatte die Zeugin, die das Mutter-Sohn-Duo mit ihrer Aussage schwer belastet, selbst versucht, das Opfer zu vergiften. Der ehemalige Lebensgefährte des Opfers und seine Mutter verweigern eine Aussage, der mutmaßliche Auftragsmörder leugnet weiterhin.

Millionenschwere Lebensversicherungen

Der Hintergrund der Tat: Der frühere Lebensgefährte der jungen Pferdewirtin soll mehrere Lebensversicherungen im Wert von 2,5 Millionen Euro auf sie abgeschlossen und dafür ihre Unterschrift gefälscht haben. Begünstigter der Policen war er selbst, das Geld hätte unter anderem die Schulden der beiden Reiterhöfe seiner Mutter tilgen sollen. Das Geld sei jedoch nie ausgezahlt worden.

Die verschuldete 56-Jährige hatte den ersten Mordversuch selbst verübt: Im April 2012 stach sie der damals mit ihrem Sohn liierten jungen Frau mit einem Messer in den Rücken. Danach schlug sie mit einem Grillrost auf Christin R. ein. Als sich die junge Frau retten konnte, gab die Angreiferin bei der Polizei an, einen Blackout gehabt zu haben.

Sekt mit Kaliumchlorid

Die Flucht vom brandenburgischen Friesack zurück nach Berlin zu ihren Eltern brachte Christin R. jedoch nur noch mehr in Gefahr. Nur wenige Wochen nach dem ersten Angriff soll eine Bekannte - die 27-Jährige Mittäterin - versucht haben, die Pferdewirtin mit Kaliumchlorid zu vergiften. Der Kronzeugin und Geliebten des 24-jährigen Hauptangeklagten seien dafür 50.000 Euro geboten worden. Der Anschlag schlug fehl, da die Substanz nicht injiziert worden war, sondern einem Glas Sekt beigemischt wurde.

Über den Bruder der Mittäterin, der nun ebenfalls auf der Anklagebank sitzt, soll schließlich der Mann engagiert worden sein, dem der Mord an der Pferdewirtin letztendlich gelang. Beiden seien 5000 Euro zugesichert worden. In der Nacht zum 21. Juni 2012 lockten die Täter das Opfer zu einem geschäftlichen Termin mit einer Fleischverkäuferin zum Freibad Lübars in Berlin. Als die 21-Jährige in Begleitung erschien, wurde das Vorhaben kurzfristig eingefroren.

Etwa eine Stunde später beorderte der 24-jährige Pferdewirt seine Exfreundin erneut an den Parkplatz des Schwimmbades - diesmal erschien die Frau alleine.

Der Auftragsmörder, ein Pizzabote, soll vermummt aus dem Gebüsch gesprungen sein, um einen Raubmord vorzutäuschen. Er sagte vor Gericht jedoch aus, zwar für die Tat angeheuert worden zu sein, erdrosselt habe er Christin R. aber nicht - das habe der Exfreund der Pferdewirtin übernommen.

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels war der Name des Opfers falsch angegeben. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.

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