Prozess:Wenn Gangster von noch größeren Gangstern reingelegt werden

Prozessbeginn - Millionenraub auf der A8

Die Angeklagten vor dem Ulmer Landgericht bei Prozessbeginn.

(Foto: dpa)
  • Das Ulmer Landgericht hat fünf Männer zu Haftstrafen zwischen drei und fünf Jahren verurteilt, weil sie einen Überfall auf einen Werttranspoter inszeniert haben.
  • Gegen einen sechsten Tatverdächtigen wurde Haftbefehl erlassen.
  • Die Polizei bemerkte den Betrug, weil die Aussagen der vermeintlich überfallenen Fahrer nicht übereinstimmten.

Die Geschichte, die vor dem Ulmer Landgericht verhandelt wird, klingt ein bisschen nach Hollywood-Gangsterkomödie: Sechs Männer täuschen den Überfall eines Werttransporters vor, um die angeblich geraubte Beute später selbst zu verkaufen und sich ein schönes Leben zu machen. So geschehen ist das Ganze im Januar dieses Jahres an der A8. Nur, dass diese Geschichte kein Happy End hat und fünf der Männer jetzt zu Haftstrafen zwischen drei und fünf Jahren verurteilt wurden. Ein sechster ist noch auf der Flucht, gegen ihn wurde Haftbefehl erlassen.

Und so sah der Plan der Männer aus, den sie laut Anklage bei Treffen in einem Sauna-Bordell und bei Skatrunden ausheckten: Zwei von ihnen waren von Beruf Werttransport-Fahrer. Sie holten Anfang des Jahres auf einer Uhrenmesse in München 728 Uhren und drei weitere Schmuckstücke im Wert von fünf Millionen Euro ab. Auf der A8 von München nach Stuttgart hielten sie auf einem Rastplatz. Dann kamen zwei Komplizen, die beide Fahrer mit Kabelbindern fesselten und in den Transporter sperrten. Anschließend brachten sie ihre Beute nach Berlin, wo ein fünfter Komplize sie weiterverkaufte. Am Ende sollten dann Millionenerlöse stehen, dank derer man "am Montag danach gar nicht mehr zur Arbeit gehen müsste", wie es Richter Gugenhan ausdrückte.

Woran ist ihr Plan gescheitert? Offenbar haben die Männer ihr Märchen nicht glaubhaft genug geschildert - und ihre Geschichten nicht richtig abgestimmt. Zumindest sagt die Polizei, dass sich "bei den ersten Vernehmungen des Fahrers und Beifahrers und der Situation am Tatort Ungereimtheiten ergaben". Ein Informant in Berlin lieferte weitere Hinweise, sodass die Beamten Anfang Februar die fünf Männer, die jetzt vor Gericht stehen, in Esslingen und in Berlin festnehmen konnten.

Vor Gericht haben alle fünf Angeklagten die Tat gestanden. Ein Teil der Beute - 163 Uhren - sowie mehrere zehntausend Euro und eine Schusswaffe konnten die Beamten bereits bei den Hausdurchsuchungen sicherstellen. Doch warum hatten die fünf Männer von der Millionenbeute nur jeweils mehrere Tausend Euro bekommen? Und was geschah mit den restlichen Uhren?

Möglicherweise könnte der sechste Mann, nach dem gefahndet wird, Aufschluss geben: Den Ermittlern zufolge wurden beim Umladen der Beute die besonders wertvollen Uhren in einen Transporter geladen, mit dem er dann davonfuhr.

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