Prozess um tödlichen Unfall in Hamburg:Angeklagter bestreitet Epilepsie-Erkrankung

"Tragisches Ereignis aus heiterem Himmel": Im Prozess um den tödlichen Verkehrsunfall in Hamburg-Eppendorf im vergangenen Jahr hat sich erstmals der Angeklagte zu Wort gemeldet. Der 40-Jährige entschuldigte sich bei den Angehörigen der vier Todesopfer - doch die zeigten sich von der Aussage des Mannes "empört und entsetzt".

Der Todesfahrer von Hamburg-Eppendorf hat sich erstmals vor Gericht geäußert und die Angehörigen der Unfallopfer um Verzeihung gebeten. "Es tut mir unsagbar leid", sagte der Angeklagte am achten Verhandlungstag. "Mir fehlen nach wie vor die Worte. Ich würde am liebsten alles zurückdrehen."

Prozess gegen Unfallfahrer von Hamburg-Eppendorf

Soll den Tod von vier Menschen billigend in Kauf genommen haben: der 40-jährige Angeklagte vor dem Hamburger Landgericht.

(Foto: dpa)

Der 40-Jährige hatte am 12. März 2011 im Auto einen Krampfanfall erlitten. In der Folge überfuhr er an einer Kreuzung eine rote Ampel und schleuderte mit mindestens Tempo 100 in eine Gruppe Fußgänger und Radfahrer. Vier Menschen starben, darunter der Schauspieler Dietmar Mues und dessen Frau sowie der Sozialforscher Günter Amendt.

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, sich trotz seiner Epilepsie ans Steuer gesetzt zu haben. In seiner Aussage datierte der 40-Jährige seinen ersten Anfall auf das Jahr 1993. Seitdem habe er immer wieder Anfälle gehabt, seit 2005 nehme er anti-epileptische Medikamente. Trotz dieser Einlassungen bestritt der Angeklagte vehement, Epileptiker zu sein.

Angeklagter widerspricht Zeugenaussagen

Das "tragische Ereignis" in Eppendorf sei für ihn "aus heiterem Himmel" gekommen, sagte der Angeklagte. Die Staatsanwaltschaft geht jedoch davon aus, dass die mutmaßliche Erkrankung auch bei drei weiteren Verkehrsunfällen des Mannes eine Rolle gespielt hat. Darauf angesprochen, führte der 40-Jährige einen der Unfälle jedoch auf ein technisches Versagen zurück.

Auch weitere Anfälle im Büro, die mehrere frühere Arbeitskollegen vor Gericht geschildert hatten, bestritt er. Seine Kollegen hätten sich möglicherweise "schlichtweg geirrt". Die Vorsitzende Richterin Birgit Woitas warf ihm daraufhin vor, er unterstelle mehreren Zeugen, sie hätten das Gericht angelogen. Woitas betonte: "Ich habe den Eindruck, dass Sie Ihre Erkrankung nicht richtig angenommen haben."

Auch bei der Nebenklage stießen die Einlassungen des Angeklagten auf scharfe Kritik. "Kein Mensch glaubt ihm ein Wort", sagte der Anwalt Wolf Römmig, der die drei Söhne des Ehepaares Mues vertritt. "Er gibt immer andere Erklärungen ab." Er sei "empört und entsetzt" über die Aussagen: "Das war das Gegenteil von einem Geständnis. Das wird ihm schwer schaden, was er heute gemacht hat." Auch die Entschuldigung des 40-Jährigen kritisierte Römmig: "Ich hab da wenig Empathie gehört, das war für mich gestellt."

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