Prozess um Tod von Michael Jackson:Gerichtsmediziner belastet Leibarzt

Die Anwälte von Conrad Murray propagierten zur Verteidigung ihres Mandanten eine Selbsttötungstheorie. Danach soll sich der "King of Pop" die verhängnisvolle Überdosis Propofol selbst gespritzt haben. Ein Gerichtsmediziner hat diese Todesversion nun in Frage gestellt.

Noch vor wenigen Tagen konnte die Verteidigung einen kleinen Erfolg verbuchen: Eine Ermittlerin musste Pannen bei der Spurensicherung nach dem Tod des "King of Pop", Michael Jackson, einräumen. Nun jedoch der Rückschlag für Conrad Murray und seinen Rechtsbeistand: Ein Gerichtsmediziner stellte bei seiner Aussage vor dem Gericht in Los Angeles die Selbsttötungstheorie der Verteidigung in Frage.

Dr. Conrad Murray

Grimmige Miene zum - aus Sicht Conrad Murrays - bösen Spiel: Ein Gerichtsmediziner hat im Prozess um den Tod Michael Jacksons ausgesagt, er halte es für wahrscheinlich, dass ihm sein Leibarzt versehentlich eine Überdosis des Narkosemittels Propofol gespritzt habe.

(Foto: AP)

Der Pathologe sagte aus, es gebe keine Hinweise darauf, dass der Musiker sich das Betäubungsmittel Propofol selbst verabreicht habe. Während der kurzen Abwesenheit seines Leibarztes habe Jackson gar nicht die Zeit gehabt, eine so große Menge des Narkosemittels in die Kanüle in seinem Bein einzuführen, dass sein Atem noch vor Murrays Rückkehr stoppte, sagte der Experte Christopher Rogers. Er halte es für wahrscheinlicher, dass sich der Promi-Mediziner bei der Dosierung vertan habe. Die Anwälte des Arztes hatten zuvor erklärt, Jackson habe das Mittel genommen, als ihr Mandant für kurze Zeit das Zimmer verlassen habe.

Der Gerichtsmediziner erklärte weiter, er habe viele Faktoren berücksichtigt, bevor er von einem Tötungsdelikt ausgegangen sei. Dazu gehörten die Aussagen Murrays bei der Polizei und die fehlenden medizinischen Geräte in Jacksons Schlafzimmer. Die Autopsie habe keine offensichtlichen Hinweise auf die Todesursache geliefert. Der Sänger sei bei besserer Gesundheit gewesen als die meisten anderen 50-Jährigen.

Während der Aussage des Pathologen wurde von der Anklage auch ein Autopsie-Foto des Sängers gezeigt. Darauf ist Jackson zu sehen, wie er nackt auf einem Tuch liegt, sein Intimbereich ist mit einem schwarzen Balken unkenntlich gemacht. An seinem abgemagerten Körper sind Verbände und Kanülen angebracht.

Zuvor hatten die Geschworenen den letzten Teil einer Aufnahme zu einer polizeilichen Befragung Murrays gehört. Darin beschrieb der Leibarzt Jacksons, wie er der Mutter und den Kindern des Sängers die Todesnachricht überbrachte. Sie hätten geweint, sagte Murray den Beamten. Jacksons Tochter Paris habe nicht allein sein wollen. Sie habe zu ihm gesagt: "Ich weiß, dass Sie Ihr Bestes gegeben haben, aber ich bin sehr traurig. Ich werde morgens aufwachen und meinen Papa nicht sehen können."

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