Prozess um Tod des King of Pop:Jacksons Kinder weinten am Sterbebett

Im Prozess gegen Michael Jacksons Leibarzt Conrad Murray werden makabre Details zur Todesnacht des King of Pop bekannt. Die Kinder des Musikers mussten mit ansehen, wie ihr Vater starb. Und der Mediziner Murray verhielt sich auch nach dem Tod des Künstlers alles andere als professionell.

Der zweite Tag im Jackson-Prozess zeichnete ein ungeschöntes Bild von der Todesnacht: Nach Angaben von Jacksons Sicherheitschef Faheem Muhammad mussten die Kinder des King of Pop miterleben, wie Conrad Murray ihren offensichtlich toten Vater wiederzubeleben versuchte. Zudem soll Murray versucht haben, kompromittierendes Material verschwinden zu lassen.

Völlig geschockt hätten Jacksons ältere Kinder Paris und Prince zugesehen, wie Murray bei ihrem Vater eine Herzmassage durchführte, berichtete Muhammad am Mittwoch vor Gericht in Los Angeles. "Paris lag zusammengekrümmt auf dem Boden und weinte, Prince stand nur da und hatte diesen zutiefst schockierten Ausdruck im Gesicht", berichtete der frühere Sicherheitschef des Popstars weiter. Er und ein Kindermädchen hätten die beiden Kinder schließlich weggebracht. Kurz zuvor war Muhammad zu dem Haus des Popstars gerufen worden.

Er berichtete, wie Jackson auf dem Boden lag und sein Arzt versuchte, ihn wiederzubeleben. Murray habe nervös gewirkt und geschwitzt. Er habe ihn und einen weiteren Leibwächter, Alberto Alvarez, gefragt, ob sie wüssten, wie eine Herz-Lungen-Wiederbelebung funktioniere. Ob Murray sie um Hilfe bat, um selbst etwas anderes zu tun, sagte Muhammad nicht.

Jacksons persönlicher Assistent Williams schilderte, wie er von Murray angerufen wurde. Dieser habe ihn gebeten, unverzüglich zum Anwesen des Stars zu kommen, Jackson habe eine "schlechte Reaktion" gezeigt. Als er dort eintraf, sei bereits die Krankentrage nach unten gebracht worden, sagte Williams. Nachdem Jackson für tot erklärt worden sei, habe er ein "merkwürdiges" Gespräch mit Murray geführt, erinnerte sich der Assistent. "Er sagte, es befinde sich eine Creme in Michaels Zimmer und er wolle nicht, dass die Welt davon erfahre". Murray habe ihn dann gebeten, ihn zum Haus zurückzufahren, um diese zu holen. Er habe dies abgelehnt.

Laut Sicherheitschef Muhammad konsultierte der King of Pop regelmäßig auch einen Hautarzt wegen seiner Hautprobleme. Nach der Rückkehr aus dessen Praxis habe er oftmals langsam und undeutlich gesprochen.

Fünf Millionen Dollar Gehaltsforderung

Zum Auftakt des zweiten Prozesstags hatte Konzertveranstalter Paul Gongaware berichtet, wie er Murray auf ausdrückliche Bitte Jacksons als Betreuer während der geplanten Comeback-Tour "This is it" eingestellt habe. Der Mediziner habe zunächst einen mit fünf Millionen Dollar (3,7 Millionen Euro) dotierten Jahresvertrag gefordert, das sei aber abgelehnt worden. Schließlich habe er Murray ein Monatsgehalt von 150.000 Dollar angeboten, sagte Gongaware, der Co-Chef der Eventfirma AEG Live ist. Die für den Gehaltsvertrag zuständige Anwältin Kathy Jorrie sagte aus, der Arzt habe ihr wiederholt versichert, dass "Jackson völlig gesund, in ausgezeichneter Verfassung" sei.

Murray muss sich in dem Prozess wegen fahrlässiger Tötung verantworten. Dem Arzt wird vorgeworfen, Jackson eine Überdosis des Betäubungsmittels Propofol gegeben und ihn dann vernachlässigt zu haben. Murrays Anwälte argumentieren, der unter Schlafstörungen leidende Sänger habe sich selbst einen tödlichen Cocktail aus Propofol und dem Beruhigungsmittel Lorazepam verabreicht. Murray drohen bei einem Schuldspruch bis zu vier Jahre Haft.

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