Prozess um Säureanschlag:"Dann wachte ich auf, ohne Haare, ohne Gesicht, auf einem Auge blind"

Eine 27-Jährige sagt in einem Prozess am Landgericht Hannover gegen ihren Ex-Freund aus. Er hat gestanden, ihr Säure ins Gesicht geschüttet zu haben.

Er habe ihren schlechten Charakter auf ihr Äußeres übertragen wollen: Mit diesen Worten hat ein 32-Jähriger am Landgericht Hannover einen Säureangriff auf seine Ex-Freundin gestanden. "Ich dachte, ich muss sie irgendwie hässlich machen."

Die junge Frau hatte den Fitnesstrainer verlassen und wegen Körperverletzung angezeigt. Dadurch habe er sich erniedrigt und bedroht gefühlt, gab der Angeklagte zu Protokoll. Also lauerte er der 27-Jährigen Mitte Februar am frühen Morgen vor ihrer Wohnung auf, um sie zur Rede zu stellen. Die Frau verwies auf eine einstweilige Verfügung, die sie wegen Stalkings gegen ihn erwirkt hatte. Daraufhin griff er in seiner Jackentasche nach einem Glas Rohrreiniger und kippte ihr den Inhalt ins Gesicht.

Die Anklage wirft dem Mann versuchten Mord vor. Er habe den Tod seines Opfers in Kauf genommen. Der 32-Jährige dagegen versichert, er habe die verheerende Wirkung der Säure unterschätzt. Vor Beginn des Verfahrens hat er bereits 50 000 Euro Schmerzensgeld an das Opfer überwiesen - als Vorschuss für weitere Ansprüche.

Die schwer gezeichnete Frau erschien selbst bei Gericht. Nach dem Angriff war sie wegen ihrer schweren Verätzungen in ein künstliches Koma versetzt worden. "Dann wachte ich auf, ohne Haare, ohne Gesicht, auf einem Auge blind", beschrieb sie nun den Moment nach dem Erwachen. Sie hat zahlreiche Operationen und Hauttransplantationen über sich ergehen lassen müssen.

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