Prozess um havariertes Kreuzfahrtschiff:Zeuge belastet Kapitän der "Costa Concordia"

Gefallen oder gesprungen: Darüber, wie Francesco Schettino ins Rettungsboot gelangte, gibt es unterschiedliche Versionen. (Foto: afp)

Wirklich glaubhaft klang die Aussage Francesco Schettinos nie. Der Kapitän des havarierten Kreuzfahrtschiffs "Costa Concordia" hatte stets angegeben, in ein Rettungsboot gefallen und damit unfreiwillig von Bord gegangen zu sein. Ein Zeuge hat dieser Version der Geschichte jetzt widersprochen.

Im Prozess um die Havarie der Costa Concordia gerät Kapitän Francesco Schettino durch eine Zeugenaussage unter Druck. "Wir fanden ein Rettungsboot", berichtete der Offiziersschüler Stefano Ianelli jetzt vor Gericht im italienischen Grosseto. "Ich sprang hinein, Schettino war direkt vor mir gesprungen."

Damit widersprach Ianelli ausdrücklich den Angaben des Angeklagten, der behauptet hatte, er sei von dem schon deutlich zur Seite geneigten Schiff gefallen und zufällig in einem Rettungsboot gelandet.

Die Costa Concordia hatte am 13. Januar 2012 bei einem riskanten abendlichen Manöver einen Felsen gerammt und war mit 4229 Menschen an Bord nur wenige Meter vor der Toskana-Insel Giglio in Schieflage geraten. Bei dem Unglück starben 32 Menschen, unter ihnen zwölf Deutsche.

Schettino war trotz mehrfacher Aufforderung der Hafenbehörde nicht an Bord zurückgekehrt, während die meisten Passagiere noch festsaßen. Der Kapitän, den italienische Medien "Kapitän Feigling" getauft haben, muss sich seit Juli wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung, Verursachung von Umweltschäden und Verlassen eines Schiffes in Seenot vor Gericht verantworten. Ihm drohen 20 Jahre Haft.

Die Costa Concordia war Mitte September in einer spektakulären Aktion aufgerichtet worden. Provisorisch schwimmfähig gemacht, soll der ehemalige Luxuskreuzer im ersten Halbjahr 2014 abtransportiert und verschrottet werden.

© Süddeutsche.de/AFP/feko - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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