Prozess in Potsdam:Vater soll Tochter Gift gegeben haben

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  • In Potsdam steht ein Mann vor Gericht, weil er seiner kleinen Tochter Gift verabreicht haben soll.
  • Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft wollte der 36-Jährige das Kind töten, weil es ihm bei seiner neuen Beziehung im Weg stand. Das damals acht Monate alte Mädchen hat überlebt.
  • Der Mann bestreitet die Vorwürfe.

Was dem Mann vorgeworfen wird

Er soll mit giftigen Flüssigkeiten versucht haben, seine kleine Tochter zu töten: Ein Mann aus Schleswig-Holstein steht wegen versuchten Mordes in Potsdam vor Gericht.

Der 36-Jährige soll 2014 dem damals acht Monate alten Kind über mehrere Wochen hinweg ein Gemisch aus Gift verabreicht haben. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft wollte der Mann sein Kind töten, weil es ihm bei einer neuen Beziehung im Weg stand. Der Mann bestreitet dies. "Ich liebe meine Kinder", sagte er im Prozess.

Insgesamt listet die Anklage zwölf Fälle gegen den Tierpfleger auf. Selbst als sein Kind schon im Krankenhaus lag, soll ihm der Mann weiter Desinfektionsmittel oder zitronensäurehaltige Reinigungsmittel gegeben haben. Die Qualen des Mädchens begannen demnach am 19. März 2014 und endeten erst mehr als drei Monate später. Weil es nicht mehr zunahm und wuchs, war es in dieser Zeit in verschiedenen Krankenhäusern - erst in Schleswig-Holstein, zuletzt in Brandenburg an der Havel. In der Klinik soll der Angeklagte seiner Tochter weiter die giftigen Flüssigkeiten verabreicht haben, obwohl diese bereits ins Koma gefallen war und in Lebensgefahr schwebte.

Wie es dem Kind nun geht

Nach Darstellung der Rechtsanwältin Manuela Krahl-Röhnisch, die das inzwischen 20 Monate alte Kind vertritt, geht es dem Mädchen inzwischen wieder gut. "Es ist sehr aufgeweckt", berichtete sie. Das Kind lebe wieder bei seiner Mutter in der Nähe von Hamburg. Die Frau habe das Sorgerecht für das Mädchen. Mit dem Angeklagten hat sie ein weiteres Kind.

Wieso auch die Mutter zunächst im Verdacht stand

Die Kleine war 2014 zunächst zu einer Pflegefamilie gekommen, weil zu Beginn der Ermittlungen auch die Mutter verdächtigte wurde. Ärzte vermuteten ein sogenanntes Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom hinter der Tat. Dabei macht ein Mensch einen anderen bewusst krank oder täuscht eine Krankheit vor, um Zuwendung zu erreichen. Häufig sind es Mütter, die ihr Kind auf diese Weise misshandeln. Das Gericht will knapp 60 Zeugen hören und hat 27 Prozesstage bis zum 9. Juli geplant.

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