Prozess gegen Rapper Kollegah:Juristischer Nachschlag

Beginn Prozess gegen Rapper ´Kollegah"

Recht bürgerlich: Rapper Kollegah vor dem Laufener Amtsgericht.

(Foto: Armin Weigel/dpa)

Normalerweise rappt Kollegah über Knarren, Bitches und, nun ja, handfeste Auseinandersetzungen. In einem bayerischen Club soll er manches davon in die Tat umgesetzt und zwei Österreicher zusammengeschlagen haben. Vor Gericht beteuert er aber, er sei "absolut gegen Gewalt".

Von Heiner Effern, Laufen

Für Deutschlands erfolgreichsten Rapper ist die Bühne ziemlich öde. Kollegah sitzt auf einem mit grauem Stoff bezogenen Stuhl, vor ihm steht ein schlichter Tisch wie aus einer Schülerbibliothek, schräg über ihm hängt das in bayerischen Amtsräumen unvermeidliche Holzkreuz. Immerhin verfügt der Saal 28 des Amtsgerichts im oberbayerischen Laufen, einer Kleinstadt etwa 30 Kilometer vor Salzburg, über hohe Fenster, die ihm einen direkten Blick in den strahlenden Herbsttag hinaus erlauben. Im Zuschauerraum sitzen gut 20 Fans, einige mit Baseball-Caps, doch die Hälfte der Stühle bleibt leer. Kleines Publikum also für den Star der deutschen Rapper-Szene, doch das dürfte Kollegah hier sogar recht sein. Denn er soll nicht singen, sondern Richter Thomas Hippler als Angeklagter erklären, warum zwei junge Männer nach einem Zusammenstoß mit ihm einen Club mit blutenden Gesichtsverletzungen verlassen haben.

Doch zuerst einmal sagt Felix Blume, wie der Rapper offiziell heißt, an diesem Montagmorgen vor Gericht fast gar nichts. Nur, dass sein Name richtig sei, er im siebten Semester Jura studiere und verheiratet sei. Keine Sprüche, keine Allüren, er sitzt ziemlich bürgerlich in Jeans, schwarzem T-Shirt und grauem Sakko neben Anwalt Tarik Karabulut. Die Staatsanwältin wirft ihm, seinem Rapper-Kollegen Mayjuran R. und seinem Freund Pasaga G. gemeinschaftliche gefährliche Körperverletzung vor.

Der düstere Rapper als Kunstform

Der Vorfall ereignete sich am 30. Juni 2013 nach einem Konzert in Freilassing. Kollegah und seine beiden Begleiter waren gegen 3.15 Uhr auf dem Weg vom VIP-Bereich zum Ausgang, als irgendjemand "Kollegah, du Hurensohn" rief. Der anschließende Tumult endete für zwei junge Männer aus Österreich blutig. Einer verließ den Club mit einer Platzwunde und einem blauen Auge, der andere mit einem Nasenbeinbruch. Beide waren, wie sie vor Gericht aussagen, nach den ersten Schlägen zwar etwas weggetreten. Doch in einer Sache sind sie sich auch ein Jahr danach noch sicher: Kollegah hat zugeschlagen, ohne Grund. Den Begleitern können sie - wie auch andere Zeugen - keine Hiebe konkret zuordnen. Deren Verfahren werden mittags eingestellt.

Danach äußert sich Kollegah zu den Vorwürfen. Nach Schulschluss ist der Saal mittlerweile gut gefüllt. Kollegah sieht sich als Opfer einer Beleidigung und einer unmittelbar folgenden Attacke. "Die haben mich angegriffen, das war reine Notwehr." Auch wenn so mancher Liedtext anderes nahelege, er sei "absolut gegen Gewalt". Das Auftreten düsterer Rapper sei "eine Kunstform, in gewisser Weise Schauspielerei". Das Klischee auf dem Land, dass hier "die Rapper aus dem Pott kommen und unsere Jungs hauen", treffe nicht zu. Zeugen aus seiner Entourage bestätigen seine Version. Doch deren Aussagen bei der Polizei in den Wochen nach dem Vorfall waren so ähnlich, dass Richter Hippler mehrmals darauf hinweist, dass er abgesprochene Aussagen nicht leiden kann. Das Urteil soll am 19. November fallen.

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