Prozess gegen "Privatdetektiv der Stars":Promis im Zeugenstand

Hollywoodstars wie Tom Cruise, John Travolta und Steven Seagal gehörten zu seinen Klienten. Jetzt sollen einige von ihnen gegen Hollywood-Privatdetektiv Anthony Pellicano vor Gericht aussagen.

In dem Prozess gegen den als "Privatdetektiv der Stars" in Hollywood bekannten Anthony Pellicano werden in den kommenden Wochen prominente Zeugen vor Gericht erwartet. Der 63-Jährige muss sich wegen Gaunereien, des Abhörens von Telefongesprächen und der illegalen Beschaffung vertraulicher Informationen vor Gericht verantworten. Wie das Filmblatt Variety berichtete, könnten unter anderem die Schauspieler Sylvester Stallone, Chris Rock, Garry Shandling und Farrah Fawcett neben zahlreichen Filmstudiobossen in den Zeugenstand treten.

Anthony Pellicano vor Gericht; AP

"Privatdetektiv der Stars" Anthony Pellicano vor Gericht in Los Angeles.

(Foto: Foto: AP)

Am Donnerstag wurde das Eröffnungsplädoyer der Staatsanwaltschaft erwartet. Zuvor hatte die Anklage die Liste mit 127 möglichen Zeugen bekanntgegeben. Zudem wurden zwölf Geschworene für das Verfahren ausgewählt. Der Prozess könnte sich über zehn Wochen hinziehen.

Bei der Anklageerhebung im Februar 2006 vor einem Bundesgericht in Los Angeles hatte Pellicano auf "nicht schuldig" plädiert. Er tritt in dem Prozess als sein eigener Anwalt auf. Mit ihm sind vier Helfer, darunter ein früherer Polizist, angeklagt. Im Auftrag reicher Klienten sollen sie Telefone angezapft und mit dubiosen Mitteln Informationen über "Zielpersonen", darunter die Schauspieler Stallone und Shandling, beschafft haben. Laut Anklageschrift beschatteten und bedrohten sie auch Geschäftsleute und Journalisten von renommierten Zeitungen.

Zu Pellicanos Kunden gehörten früher Hollywoodstars wie Tom Cruise, John Travolta und Steven Seagal. Auch Popstar Michael Jackson hatte seine Dienste in Anspruch genommen.

Die Vorwürfe sind das Ergebnis mehrjähriger Ermittlungen der Bundespolizei. In 2002 hatten FBI-Beamte in Pellicanos Büro in West Hollywood Waffen und Plastiksprengstoff gefunden. Der Privatdetektiv wurde verhaftet und verbüßte wegen illegalen Waffenbesitzes bereits eine 30-monatige Gefängnisstrafe.

Den Anstoß für die Untersuchung gab eine Drohung gegen eine Journalistin der Los Angeles Times, die eine Geschichte über Steven Seagals angebliche Mafiakontakte recherchierte. Mit einem toten Fisch, einer langstieligen Rose und einem Zettel mit der Aufschrift "Stop" auf der Windschutzscheibe ihres Autos wurde sie "gewarnt", ihre Nachforschungen einzustellen. Die Spur führte zu Pellicano als dem möglichen Hintermann der Drohung.

"Stirb Langsam"-Regisseur John McTiernan war im Zusammenhang mit den Pellicano-Ermittlungen im vergangenen September zu vier Monaten Gefängnis verurteilt worden. McTiernan hatte FBI-Beamte belogen, die den Filmemacher zu Pellicano befragt hatten. Laut Klageschrift hatte der Regisseur den Privatdetektiv "angeheuert und bezahlt", durch illegales Abhören Informationen über den Produzenten Charles Roven zu beschaffen. McTiernan und Roven hatten zusammen an dem Film "Rollerball" gearbeitet.

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