Prozess gegen Böhse-Onkelz-Sänger:"Zum Krüppel gemacht"

Aufgeheizte Stimmung und schwere Anschuldigungen eines Opfers: In Frankfurt hat der Unfallflucht-Prozess gegen den früheren Sänger der Böhsen Onkelz, Kevin Russell, begonnen. Der Beschuldigte schweigt.

Der wegen Gefährdung des Straßenverkehrs und Unfallflucht angeklagte ehemalige Sänger der Böhsen Onkelz, Kevin Russell, hat zum Prozessauftakt die Aussage verweigert.

Schweigen zum Prozessauftakt: Der frühere Sänger der Band Böhse Onkelz, Kevin Russell. (Foto: dpa)

Die anschließende Vernehmung der beiden Unfallopfer vor dem Frankfurter Landgericht gestaltete sich sehr schwierig. Der 20-Jährige hat infolge des schweren Unfalls keinerlei Erinnerung mehr an den Silvesterabend 2009. Infolge seiner massiven Kopfverletzungen leidet er auch rund neun Monate nach dem Crash auf der A 66 unter Gedächtnisstörungen und Konzentrationsschwächen.

Auch das zweite Unfallopfer hat an den Silvesterabend kaum noch Erinnerungen. "Ich wollte feiern gehen und bin als Krüppel im Krankenhaus aufgewacht", sagte der 22-Jährige. Er hat infolge des Unfalls eine verkrüppelte linke Hand und leidet unter Depressionen. Während seiner Vernehmung richtete er das Wort immer wieder an den Angeklagten: "Ich weiß nicht, wie ein Mensch so was machen kann."

Die Staatsanwaltschaft wirft Russell Unfallflucht sowie fahrlässige Straßenverkehrsgefährdung und fahrlässige Körperverletzung vor. Er soll sich nach dem Unfall nur kurz vergewissert haben, dass den Männern im Autowrack geholfen wird, bevor er sich zu Fuß auf und davon machte.

Russell verfolgte die Zeugenaussagen mit versteinerter Miene. Dem Musiker, der unter Drogeneinfluss am Steuer eines geliehenen Sportcoupés gesessen haben soll, drohen bis zu fünf Jahre Haft.

Anklage konnte vor allem erhoben werden, weil DNA-Spuren Russells am Airbag des Sportwagens entdeckt wurden.

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