Prozess gegen Amanda Knox:Staatsanwaltschaft fordert Vorsichtsmaßnahmen

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Das Urteil gegen Amanda Knox undd ihren Ex-Freund wird am 30. Januar in Florenz erwartet. (Foto: dpa)

Vor dem Urteil gegen Amanda Knox und ihren Ex-Freund fordert die Anklage ein Ausreiseverbot - sollten beide wegen Mordes verurteilt werden. Der Ausgang des Verfahrens ist jedoch noch völlig offen. Nun ist das Gericht in Florenz am Zug.

Wenige Tage vor dem Urteil im neuen Prozess gegen Amanda Knox und ihren Ex-Freund hat der Staatsanwalt im Falle eines Schuldspruchs Vorsichtsmaßnahmen gegen die Angeklagten gefordert. Mit einem Ausreiseverbot oder Haft solle sichergestellt werden, dass das Urteil auch angewendet werden könne. "Über die Form entscheidet das Gericht", sagte Staatsanwalt Alessandro Crini laut Nachrichtenagentur Ansa in einer Verhandlungspause vor dem Berufungsgericht in Florenz am Montag.

Der US-Amerikanerin Knox und ihrem Ex-Freund Raffaele Sollecito wird vorgeworfen, die Britin Meredith Kercher ermordet zu haben. Sie sind seit ihrem Freispruch 2011 auf freiem Fuß. Die 26-Jährige befindet sich seitdem in ihrer Heimat USA und hat mehrmals betont, nicht nach Italien zurückkehren zu wollen. Ob Italien nach einer Verurteilung einen Auslieferungsantrag stellt und die USA diesem folgen würden, ist ungewiss. Zunächst müsste das Urteil, das das Gericht in Florenz am 30. Januar sprechen will, ohnehin von Italiens höchstem Gericht bestätigt werden, falls eine der beiden Seiten Berufung einlegt. Erst dann ist es rechtskräftig.

Knox und Sollecito wird zur Last gelegt, die britische Studentin Kercher im November 2007 in ihrem WG-Zimmer in Perugia brutal ermordet zu haben. Sie müssen sich nach einer Verurteilung in erster und einem Freispruch in zweiter Instanz seit September zum dritten Mal für das Verbrechen vor Gericht verantworten.

Sollecito richtet emotionalen Appell an das Gericht

Am letzten Verhandlungstag vor dem Urteil betonte die Verteidigung erneut die Unschuld der Angeklagten. "Sprecht ihn frei, er hat das Verbrechen nicht begangen", sagte Sollecitos Verteidiger Luca Maori. Es gebe keinerlei Beweise.

Sowohl Knox als auch Sollecito hatten die Tat immer wieder bestritten. Während Knox den Prozess aus der Ferne verfolgt, nahm Sollecito an einigen Verhandlungstagen teil.

Der 29-Jährige wandte sich in einem emotionalen Appell unter Tränen an das Gericht und bat, die Fehler der vorherigen Instanzen zu korrigieren. "Sie haben mich als kalten und erbarmungslosen Mörder hingestellt, ich bin nichts von alledem", betonte er. Außerdem kündigte er an, auch am Tag des Urteils in Italien zu sein, ließ jedoch offen, ob er im Gerichtssaal sein wird.

Die Familie ist von der Schuld der beiden Angeklagten überzeugt - ihr Anwalt schloss sich der Forderung der Staatsanwaltschaft an. Auch das Verhalten von Knox kritisierten ihre Anwälte mehrmals. "Sie soll sich wie eine Angeklagte verhalten und aufhören, Erklärungen abzugeben", sagte Anwalt Francesco Maresca nach Knox' jüngstem Interview.

Während die eine Seite also überzeugt von der Schuld der beiden Angeklagten ist, betonen diese immer wieder ihre Unschuld. Auch die Verurteilung für Knox und Sollecito in erster Instanz 2009, ihr Freispruch zwei Jahre später und dessen Aufhebung durch das höchste italienische Gericht zeigen, wie komplex der Fall ist. Der Ausgang des Verfahrens scheint daher völlig offen, danach ist eine erneute Berufung wahrscheinlich. Wer Meredith wirklich tötete, könnte auch trotz eines Justizmarathons über mehr als sechs Jahre und vier Entscheidungen italienischer Gerichte ungeklärt bleiben.

Die Staatsanwaltschaft hat für Knox eine Haftstrafe von 30 Jahren und für Sollecito von 26 Jahren gefordert. Ob die USA Knox im Falle eines Schuldspruchs ausliefern würden, ist unklar.

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