Prozess:"Braunes Pulver"

Eine 80-Jährige muss sich vor Gericht verantworten, weil sie ihrem Sohn bei Drogengeschäften geholfen haben soll. Sie wollte mehr Abwechslung im Leben haben.

Sie kam mit einem Rollator und fing gleich an zu weinen. Eine 80-jährige Frau aus Gelsenkirchen muss sich seit Freitag wegen Beihilfe zum Drogenhandel vor dem Essener Landgericht verantworten. Die Seniorin soll ihren schon zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilten Sohn bei kiloschweren Heroingeschäften unterstützt haben. Zum Prozessauftakt gab die 80-Jährige ihr Verhalten zu. "Was ich gemacht habe, war nicht in Ordnung", hieß es in einem von ihrer Verteidigerin verlesenen Schreiben. "Ich habe aber alles nur für meinen Sohn getan. Und damit etwas Abwechslung in mein Leben kommt." Laut Anklage hatte die ehemalige Wirtin große Mengen Heroin in ihrer Wohnung deponiert und auf Anweisung ihres Sohnes weiterverkauft. Eigentlich habe sie aber gar keine Ahnung von Drogen gehabt, hieß es in ihrer Erklärung. "Für mich war das nur braunes Pulver." Sie sei auch mal mit nach Holland gefahren. Dass dabei Rauschgift gekauft worden sei, habe sie nicht gewusst. "Für mich ging es nur darum, dass ich mal rauskomme. Ich fahre nämlich gerne Auto." Der Prozess wird fortgesetzt.

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