Protokoll zum Baumgartner-Sprung veröffentlicht:"Helden tragen keine Windeln"

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Felix Baumgartner musste 39.045 Meter über der Erde auf die Toilette. Nur leider war keine da - doch der Extremsportler fand eine andere Lösung.

Ja, Felix Baumgartner musste mal pinkeln. Tausende Meter über der Erde, eingezwängt in seinen Druckanzug. Zu blöd, dass das Weltall zwar ruhig, aber kein stilles Örtchen ist - also musste sich der Extremsportler anders behelfen.

Auch Helden wie Felix Baumgartner müssen sich mit den profanen Widrigkeiten des Lebens rumschlagen. Da wäre zum einen eine nicht funktionierende Heizung, was bei seinem Sprung aus der Stratosphäre ein beschlagenes Visier zur Folge hatte und fast zum Abbruch des Rekordversuchs geführt hätte. Und zum anderen, ja wie soll man es sagen? Auch ein Baumgartner muss mal pinkeln.

Natürlich sagt ein Medienprofi das nicht so direkt, wenn er weiß, dass ihn von der Erde aus Millionen Menschen beobachten. Er sagt: "Moment. Regenwald!" Zu hören waren dieser und weitere Gesprächsfetzen zwischen dem österreichischen Extremsportler, Technik-Direktor Art Thomson und Baumgartners Mentor Joe Kittinger während der Live-Übertragung am 14.Oktober zwar nicht, doch in der RTL-Doku "Felix Baumgartner - Was wirklich geschah" wurden sie eingespielt.

Das Gesprächs-Protokoll zeigt, dass offenbar kurzzeitig über einen Abbruch des Projekts nachgedacht wurde, weil das Visier des 43-Jährigen durch die ausgefallene Heizung beschlug. "Phil checkt deinen Monitor" ist der zwischen Kittinger, dem Mission-Control-Zentrum und Baumgartner vereinbarte Notfallcode. Nachdem Baumgartner den Satz gesagt hat, unterbricht die TV-Regie das Tonsignal, das den Funkkontakt zwischen Baumgartner in der Kapsel und seinem Team am Boden für die Zuschauer überträgt.

Codewort "Regenwald"

Doch in dieser prekären Lage, in der alle Beteiligten nicht wissen, ob der Sprung wie geplant durchgeführt werden kann, passiert Baumgartner, dem großen Helden, etwas sehr Menschliches: Er muss mal. "Regenwald" ist hierfür das Code-Wort. Thomspon kommentiert: "Er geht auf die Toilette." Der 84-jährige Kittinger antwortet ironisch: "Ein guter Zeitpunkt dafür ..."

Bereits im Vorfeld hatte sich der Österreicher Gedanken darüber gemacht, wie er es denn anstellen würde, wenn, naja, wenn er halt aufs Töpfchen muss. Vier Stunden steckte er in dem engen Druckanzug, der seine Beweglichkeit immens einschränkte. In der Kapsel gab es keine Toilette. Dazu Baumgartner in einem Interview mit der Zeitschrift Fit for Fun: "Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Ich kann eine Art Kondom tragen, um notfalls pinkeln zu können. Oder Windeln."

Bei diesen Optionen sei ihm die Wahl leichtgefallen, so Baumgartner: "Ich habe mich für die erste Variante entschieden. Ich finde, Helden tragen keine Windeln."

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