Man tut Silvio Berlusconi, dem ehemaligen italienischen Regierungschef, vermutlich kein schlimmes Unrecht, wenn man behauptet, dass er gesetzliche Formalitäten eher flexibel auszulegen pflegt. Sein Verhalten in der Politik und die kaum noch zählbaren Korruptionsprozesse, deretwegen er vor Gericht steht, sprechen jedenfalls klar für diese These. Insofern ist die Meldung, die an diesem Mittwoch in italienischen Medien verbreitet wurde, für Berlusconi selbst wahrscheinlich von untergeordneter Bedeutung: Ein Gericht in Monza hat ihm eine Scheidungsurkunde ausgestellt. Damit ist der 77-Jährige - nach vier Jahren Trennungsphase - jetzt auch höchstoffiziell von seiner zweiten Ehefrau Veronica Lario geschieden.
Das dürfte auf sein Liebesleben allerdings kaum Auswirkungen haben, denn dieses hat Berlusconi, dem - nun ja, eine gewisse Vorliebe für etwas jüngere Frauen nachgesagt wird, schon immer weitgehend unabhängig von seinem Familienstand gestaltet.
Unter anderem deswegen hatte Lario 2010 die Scheidung eingereicht. Nicht nur menschlich, auch politisch hatte sich das Paar nach 20 Jahren Ehe auseinandergelebt. Lario sagte damals, dass sie mehr mit linken Politikern symphatisiere als mit Berlusconi. Außerdem gab sie sich als liberale Feministin und unabhängige Intellektuelle. Beides vielleicht nicht die besten Voraussetzungen, um in einer Beziehung mit Berlusconi glücklich zu werden.
Das kann jetzt Francesca Pasquale versuchen. Mit der 28-Jährigen aus Neapel, die zuvor Showgirl im einer Trash-Fernsehsendung war, ist Berlusconi schon seit Ende 2012 verlobt. Wenn man ihren Aussagen glauben darf, ist sie dem Cavalière treuer ergeben als seine Ex-Frau es war. "Ich habe ihn gesucht, ich habe ihm den Hof gemacht, ich habe dafür gesorgt, dass er sich in mich verliebt. Ich habe alles getan, er muss nur Ja sagen", sagte sie im vergangenen Jahr in einem langen Interview der italienischen Ausgabe des Magazins Vanity Fair.
"Noch mehr zählen ihre inneren Werte"
Offenbar erwägt Berlusconi genau das. "Er denkt an eine dritte Ehe", schreibt die Turiner La Stampa. "Sie ist ein hübsches Mädchen, das sieht man, aber noch mehr zählen ihre inneren Werte", hatte der Ex-Regierungschef einmal über Pasquale gesagt.
Zwei Dinge allerdings könnten das kommende Eheglück möglicherweise noch gefährden: Erstens wurde Berlusconi im Juni 2013 wegen Sex mit minderjährigen Prostituierten zu sieben Jahren Haft verurteilt. Zweitens müsste Berlusconi nach einem im Oktober gesprochenen Urteil seiner Ex-Ehefrau eigentlich monatlich 1,4 Millionen Euro Unterhalt bezahlen. Beide Urteile sind allerdings noch nicht endgültig rechtskräftig.
Es wäre nicht das erste Mal, dass Berlusconi sich durch die verschlungenen Wege der italienischen Justiz hindurch manövrieren kann.