Private Gottesdienste in Österreich:"Wir sind Kirche"-Vorsitzende exkommuniziert

Die katholische Laienbewegung "Wir sind Kirche" setzt sich für Reformen ein. Die österreichische Vorsitzende wurde jetzt mit der größtmöglichen Strafe belegt und exkommuniziert. Sie hat privat Gottesdienste gefeiert - ohne einen Priester.

Es ist die schärfste Strafe, die über Katholiken verhängt werden kann: die Exkommunikation. Wer damit belegt wird, darf nicht nur keine kirchlichen Ämter mehr ausüben - sondern auch keine Sakramente mehr empfangen. Vom Empfang der Hostien im Gottesdienst sind derart Verstoßene ebenso ausgeschlossen wie von der Beichte oder der Krankensalbung. Getroffen hat diese Strafe nun Martha Heizer, die österreichische Vorsitzende der Basisbewegung "Wir sind Kirche".

Gemeinsam mit ihrem Mann Gert hatte Heizer, eine Religionspädagogin im Ruhestand, in ihrem Haus in Tirol immer wieder private Gottesdienste mit Eucharistiefeier abgehalten, bei denen kein Priester anwesend war. Nach der offiziellen Lehre der katholischen Kirche ist das Imitieren einer Eucharistiefeier ohne Geistlichen ein schweres Vergehen.

Medienberichten zufolge lehnt das Paar den Schuldspruch ab und weigerte sich auch, die Exkommunikationsurkunde entgegenzunehmen. Das Verfahren zur Exkommunikation lief demnach bereits seit drei Jahren und hatte also noch während des Pontifikats von Benedikt XVI. begonnen. Zuständig dafür war allerdings die örtliche Diözese und nicht Rom.

Die Laienbewegung "Wir sind Kirche" gibt es seit den Neunzigerjahren unter anderem in Deutschland und Österreich, sie setzt sich für Reformen in der katholischen Kirche ein und fordert unter anderem mehr Demokratie, die Abschaffung des Zölibats sowie weibliche Priester.

Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Version dieses Artikels hatte SZ.de getitelt "Papst exkommuniziert Vorsitzende von 'Wir sind Kirche'". Diese Darstellung beruhte auf den von den Nachrichtenagenturen zur Verfügung gestellten Informationen. Diese sind jedoch nicht zutreffend.

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