Niederländisches Königshaus:Anklage gegen Máximas Vater

Hat er von den Gräueltaten des Videla-Regimes gewusst - und geschwiegen? Jorge Zorreguieta, ehemaliger argentinischer Minister und Vater der niederländischen Prinzessin Máxima, soll sich wegen seiner Rolle in der Militärdiktatur in Argentinien vor Gericht verantworten.

Der Vater der niederländischen Prinzessin Máxima, Jorge Zorreguieta, ist wegen seiner Rolle in der argentinischen Militärdiktatur angezeigt worden.

FILE PHOTO OF FORMER ARGENTINE MINISTER ZORREGUIETTA, FATHER OF FIANCEE TO DUTCH PRINCE

Jorge Zorreguieta, ehemaliger argentinischer Minister und Vater von Prinzessin Máxima, muss sich möglicherweise vor einem niederländischen Gericht verantworten. Er soll zu seiner Amtszeit die Verbrechen des Videla-Regimes schweigend geduldet haben.

(Foto: REUTERS)

Wie ein Sprecher der niederländischen Staatsanwaltschaft bestätigte, sei eine Klage gegen den früheren argentinischen Minister für Landwirtschaft eingegangen. Eingereicht wurde die Klage von Angehörigen des Arztes Samuel Leonardo Slutzky, der 1977 während der Herrschaft des Militärdiktators Jorge Videla verschwunden war.

Zorreguieta soll von den Verbrechen des Regimes gewusst haben

"Wir wollen ihn (Zorreguieta) wegen der Rolle verfolgen, die er während der Diktatur in Argentinien bei der Verschleppung Tausender Menschen gespielt hat", sagte der Anwalt der Angehörigen von Slutzky, Goran Sluiter.

Zorreguieta, der von 1976 bis 1981 unter Videla Staatssekretär und später Minister für Landwirtschaft war, habe von den Verbrechen gewusst, dennoch aber weiter dem Regime gedient, sagte Sluiter. Auch habe er in seinem Ministerium keine Untersuchung eingeleitet.

Die Staatsanwaltschaft hatte 2001 eine ähnliche Klage gegen Zorreguieta mit der Begründung abgelehnt, dass die niederländische Justiz dafür nicht zuständig sei. Nach Angaben Sluiters hat eine Änderung der entsprechenden Gesetze nun aber eine Anklage möglich gemacht. Seinen Informationen zufolge befinde sich Zorreguieta regelmäßig in den Niederlanden.

Nach Schätzungen der Menschenrechtsorganisation Amnesty International fielen der Videla-Diktatur etwa 30.000 Menschen zum Opfer, ermordet von sogenannten Todesschwadronen. Bis heut ist ungeklärt, welche Rolle Zorreguieta in diesem Zusammenhang spielte, ob der Ex-Minister von diesen Mordkommandos wusste und für die Morde mitverantwortlich war.

Auf der Hochzeit seiner Tochter unerwünscht

Diese Frage schwebte auch 2002 über den Hochzeitsvorbereitungen seiner Tochter Máxima und ihrem zukünftigen Mann, Kronprinz Willem-Alexander. Die Vorbehalte aus dem niederländischen Volk gegen den Vater der Braut waren so groß, dass Prominente öffentlich dazu aufriefen, die Hochzeit zu verhindern.

Als Staatsoberhaupt und Mutter des Bräutigams entschied sich Königin Beatrix für einen Kompromiss: Der Vater von Máxima wurde von der Hochzeit ausgeschlossen, seine Anwesenheit galt öffiziell als unerwünscht - schmerzhaft für Máxima, aber nicht so schmerzhaft wie der Verzicht auf die Ehe mit Willem-Alexander.

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