Polizeinsatz am Flughafen:Terrorverdächtige wollten nach Pakistan

Die Polizei hat auf dem Flughafen Köln-Bonn zwei Männer in einem Flugzeug festgenommen. Beide hatten zuvor Abschiedsbriefe in ihren Wohnungen hinterlassen.

Am Flughafen Köln-Bonn sind am Freitag zwei Terrorverdächtige festgenommen worden, wie das Landeskriminalamt (LKA) Nordrhein-Westfalen bestätigte. Ein 23-jähriger Somalier und ein 24 Jahre alter in Mogadischu geborener Bundesbürger stünden im Verdacht, dass sie sich am sogenannten Heiligen Krieg (Dschihad) beteiligen wollten.

Polizeinsatz am Flughafen: Schauplatz des Polizeieinsatzes: Flughafen Köln-Bonn.

Schauplatz des Polizeieinsatzes: Flughafen Köln-Bonn.

(Foto: Foto: dpa)

Es bestehe aber nicht der Verdacht, dass sie das Flugzeug entführen wollten. Es sei eine ganz normale Festnahme gewesen, keine Erstürmung, wie es noch in ersten Meldungen hieß. Sowohl das LKA als auch ein Sprecher des Flughafens sagten, die Festnahme der beiden Männer an Bord sei "unspektakulär" verlaufen. Die Männer seien um 6:55 Uhr kurz vor dem Start einer KLM-Maschine nach Amsterdam aus dem Flugzeug geholt worden.

Amsterdam ist ein großes Drehkreuz des internationalen Luftverkehrs. Der Tagesspiegel berichtet unter Berufung auf Sicherheitskreise, die beiden Männer hätten über Amsterdam und Uganda nach Pakistan reisen und sich dort vermutlich zur Islamischen Dschihad-Union (IJU) begeben wollen.

Die vermutlich usbekische IJU steckt hinter der im September 2007 ausgehobenen Sauerländer Terrorzelle, die Anschläge in Deutschland geplant haben soll. Der Terrorismusexperte Rolf Tophoven sagte der Nachrichtenagentur AP, es könne sein, dass die beiden Festgenommenen auf dem Weg in ein Terror-Ausbildungslager gewesen seien.

Das LKA wollte jedoch nicht bekanntgeben, wie der Verdacht auf die beiden Männer gefallen ist. Unter Verweis auf die andauernden Ermittlungen gab die Sprecherin keine weiteren Details bekannt.

Beide wollten offenbar im Heiligen Krieg (Dschihad) sterben, hieß es. In ihrer Wohnung habe die Polizei entsprechende Abschiedsbriefe gefunden. Die beiden Männer standen seit Monaten unter Beobachtung.

Nach Angaben der niederländischen Fluggesellschaft hatte die Maschine bereits die Startfreigabe erhalten. Unmittelbar danach sei die Starterlaubnis für den Flug KL1804 auf Anweisung der Polizei aber wieder zurückgenommen worden, sagte eine KLM-Sprecherin in Amsterdam.

Alle Passagiere hätten nach der Festnahme der beiden Verdächtigen das Flugzeug wieder verlassen und ihr Gepäck identifizieren müssen. Die Gepäckstücke der Festgenommenen seien fortgebracht worden. Schließlich habe die Maschine mit einer Verspätung von einer Stunde und zehn Minuten Richtung Amsterdam abheben können.

Erst am Donnerstag hatte das Bundeskriminalamt (BKA) eine Öffentlichkeitsfahndung nach zwei Terrorverdächtigen eingeleitet, die auf dem Weg nach Deutschland sein sollen. Der Saarländer Eric Breininger und der gebürtige Libanese Houssain al Malla könnten in Deutschland Anschläge planen, hieß es. Konkrete Hinweise auf Attentatsvorbereitungen oder Ziele gebe es aber nicht, betonten die Sicherheitsbehörden.

Die heutige Festnahme zweier Terrorverdächtiger auf dem Flughafen Köln-Bonn steht laut Bundesanwaltschaft nicht im Zusammenhang mit dem Fahndungsaufruf von gestern. Sprecher Frank Wallenta sagte sueddeutsche.de: "Nicht jeder mit islamistischer Gesinnung ist ein Fall für den Bundesanwalt." Für alle Straftaten in der BRD seien örtliche Staatsanwaltschaften tätig. "Wir werden über die Zwischenstände informiert", so Wallenta weiter. Eine Zuständigkeit der Bundesanwaltschaft zeichne sich derzeit nicht ab.

Anders im Fall der öffentlichen Fahndung, die gestern angelaufen ist: Der Terrorverdächtige Breininger hatte in Videos im Internet mehrfach gedroht, ein Selbstmordattentat begehen zu wollen. Zuletzt waren Breininger und al Malla nach Angaben aus Sicherheitskreisen in Pakistan vermutet worden. Beide haben nach Erkenntnissen der Behörden Ausbildungen in Terrorlagern im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet absolviert.

Schäuble: keine konkrete Gefahr vor Anschlägen

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) sieht unterdessen auch nach der Festnahme der zwei Terrorverdächtigen auf dem Flughafen Köln-Bonn keine konkrete Anschlagsgefahr in Deutschland.

"Es bleibt bei der Einschätzung, dass wir im Fadenkreuz des Terrorismus stehen", sagte eine Ministeriumssprecherin am Freitag in Berlin. Es gebe aber derzeit "keinen konkreten Hinweis auf ganz konkrete Anschlagsvorbereitungen".

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