Polizeigewalt in den USA:Video von neuer Prügel-Attacke aufgetaucht

Lesezeit: 2 min

Reverend Arthur Prioleau aus Goose Creek in South Carolina hält bei Protesten gegen Polizeigewalt am 8. April ein Schild mit der Aufschrift: "Wie viele noch?". (Foto: REUTERS)
  • Mehrere Polizisten haben in Südkalifornien auf einen weißen Flüchtigen eingeschlagen.
  • Ein TV-Sender filmte die Tat von einem Hubschrauber aus.
  • Die Polizisten sind mittlerweile beurlaubt. Die Bundespolizei FBI ermittelt gegen die Männer.

13 Tritte, 37 Faustschläge

Fünf Tage nach tödlichen Polizeischüssen auf einen wehrlosen Schwarzen erregt ein neuer Fall von Polizeigewalt in den USA Aufsehen. Ein TV-Sender filmte bereits am Donnerstag aus einem Hubschrauber, wie mehrere Polizisten in Südkalifornien auf einen weißen Flüchtigen einschlugen. Die zehn an dem Einsatz beteiligten Beamten wurden beurlaubt. Mittlerweile ermittelt die Bundespolizei FBI gegen die Männer. Dies berichtete der US-Sender CNN. Ihnen wird vorgeworfen, die Bürgerrechte des Mannes verletzt zu haben. Die Beamten sollen während des Einsatzes Audiorekorder getragen haben. Die Aufnahmen würden nun ausgewertet.

Auf dem Video ist zu sehen, wie der vorbestrafte Verdächtige von einem Pferd fällt - davor soll er mehr als drei Stunden lang mit einem Auto, dann mit einem gestohlenen Pferd vor der Polizei geflüchtet sein. Die Beamten traktieren ihn mit einem Taser, treten 13 Mal auf ihn ein, schlagen ihn 37 Mal mit den Fäusten und vier Mal mit Gummiknüppeln. Obwohl der Verdächtige bereits am Boden liegt und seine Hände auf dem Rücken verschränkt, hören sie nicht auf.

Anschließend lassen sie ihn 45 Minuten am Boden liegen, bevor er in ein Krankenhaus gebracht wird. Der Vorfall ereignete sich in der 130 Kilometer nordöstlich von Los Angeles gelegenen Stadt Apple Valley.

Der Flüchtige wird nur leicht verletzt

Der 30-jährige Festgenommene sei wegen leichten Verletzungen in einem Krankenhaus behandelt worden, teilte die Polizei mit. Der Vorfall begann mit einem Durchsuchungsbefehl nach Ermittlungen wegen Identitätsraub. Der Mann wurde wegen verschiedener Vergehen, darunter Diebstahl, belangt. Inzwischen sitze er in Untersuchungshaft, berichtete CNN.

"Was ich auf dem Video sehe, beunruhigt mich", sagte der Sheriff von San Bernardino County, John McMahon, dem Sender KNBC. McMahon ordnete eine interne Untersuchung an. Die zehn an der gewaltsamen Festnahme beteiligten Polizisten seien beurlaubt worden, sagte der Sheriff.

Polizeigewalt in den USA
:Wie sich die Polizei kontrollieren ließe

Muss man hoffen, dass jedes Mal, wenn ein Polizist in den USA einen Unbewaffneten erschießt, ein Passant mit dem Smartphone filmt? Das fragen sich Polizeikritiker und Bürgerrechtler. Körperkameras gelten als möglicher Ausweg.

Von Oliver Klasen und Julia Rathcke

Angehörige reagieren schockiert

"Was ich im Fernsehen gesehen habe, waren Verbrecher, die meinen Klienten zusammengeschlagen haben", zitierte der Sender CBS den Anwalt des Opfers, Jim Terrell. Die Beamten sollten gefeuert und festgenommen werden, forderte er. "Das sind schlechte Polizisten, ob in Ferguson, Missouri oder hier in Apple Valley. Das muss aufhören", sagte Terrell.

Auch die langjährige Freundin des Opfers war von den Aufnahmen schockiert. "'Das können sie nicht machen' war das Erste, was mir in den Sinn kam", wurde sie von US-Medien zitiert. Ihr zufolge ist die Polizei zu weit gegangen. "Sie haben ihn zusammengeschlagen und jetzt werden sie alles versuchen, um nicht in Schwierigkeiten zu geraten", sagte sie.

Polizei-Opfer Scott wird beigesetzt

Am Dienstag war in den USA ein Video aufgetaucht, auf dem zu sehen ist, wie ein weißer Polizist dem Afroamerikaner Walter Scott von hinten mehrfach in den Rücken schießt und ihn tödlich verletzt, als Scott nach einer Polizeikontrolle wegrannte. Der Polizist ist wegen Mordes angeklagt. Scott soll an diesem Samstag in Summerville bei North Charleston beigesetzt werden.

© sz.de/AFP/mest - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: