Polen: Betrug mit geklauter Leiche:Ich ist ein anderer

Reich sein - davon träumte Slawomir J. schon lange. Also erdachte der 24-jährige Pole einen vermeintlich genialen Plan: Mithilfe einer gestohlenen Leiche wollte er seine eigene Lebensversicherung kassieren.

Thomas Urban

Schon lange träumte Slawomir J. vom großen Geld. Schon lange dachte der 24-Jährige, dass er auf ehrliche Weise nie reich werden könnte. Er hatte nichts Rechtes gelernt, auch Einbrüche und Diebstähle brachten wenig ein, die Hehler zahlen schlecht. Schließlich landete er sogar hinter Gittern.

Polnische Zloty, Reuters

Auf ehrliche Weise reich zu werden, das erschien Slawomir J. zu mühsam: Sein Plan mithilfe einer geklauten Leiche die eigene Lebensversicherungen zu kassieren, ging nun aber gründlich daneben.

(Foto: Reuters)

Im Gefängnis hörte er, dass es einen sicheren Weg gebe, auf einen Schlag zu einem dicken Batzen Geld zu kommen: Wenn die Lebensversicherung bei einem Todesfall ausbezahlt werden muss.

Am Anfang stand ein mörderischer Plan

So schloss er nach seiner Haftentlassung für sich selbst eine Lebensversicherung über 200.000 Zloty (50.000 Euro) ab, als Begünstigten ließ er seinen Vater eintragen. Nun brauchte er nur noch eine Leiche.

Der mörderische Plan: Er wolle jemanden finden, der ihm vom Alter und der Figur her glich, ihn in sein Auto locken und mit einem dort versteckten Beil erschlagen. Dann wollte er das Auto mit dem Toten in Brand setzen.

So zog er durch die Kneipen der Gegend und schaute sich die Zecher dort genau an. Doch sein Plan ging nicht auf, niemand nahm seine Einladung an, einen Ausflug mit dem Auto zu machen.

Dann aber erfuhr er, dass in einem der Nachbarorte gerade erst ein junger Mann beerdigt worden sei, der passen würde. Mit seinem Vater und seinem Schwager kundschaftete er den Friedhof mit dem frischen Grab aus. In der nächsten Nacht kam das Trio mit Schaufeln wieder, brach den Sargdeckel auf und zog den Leichnam heraus.

Noch an Ort und Stelle hackte Slawomir J. dem Toten den Kopf ab. Er wusste, dass die Gerichtsmediziner bei verkohlten Leichen immer das Gebiss überprüfen, um die Identität des Toten festzustellen.

Die enthauptete Leiche setzten die drei dann in das Auto Slawomir J.s, schütteten darin Benzin aus und zündeten es an. Dann verließ Slawomir J. schnell die Gegend.

Unlogisch in der Ausführung

Doch die Kriminalpolizei wurde sofort stutzig: Gewöhnlich werden Ermordete enthauptet und verbrannt, wenn ihre Identität verschleiert werden soll. Doch dann hätte man den Toten nicht in einen Wagen gesetzt, dessen Besitzer über die Autonummer leicht zu identifizieren war. Das Ganze schien den erfahrenen Beamten höchst unlogisch zu sein.

Routinemäßig hörten sie sich in den Kneipen um - und erfuhren zu ihrem großen Erstaunen, dass Slawomir J. einen etwa gleichaltrigen Mann mit ähnlicher Figur gesucht habe, "um ihn umzubringen". Das hatte er seinen Kumpeln beim Bier offen erzählt.

Dann verplapperte sich auch noch der Vater: Er erzählte von der Lebensversicherung. Und bald rückte er dann mit der ganzen Geschichte heraus. Als der Vater fertig war, klickten die Handschellen, er wartet nun hinter Gittern auf den Prozess wegen Leichenschändung. Auch der Schwager hat deswegen mit einer Strafe zu rechnen, doch schätzte ihn die Untersuchungsrichterin als Mitläufer an und erließ ihm die Untersuchungshaft.

Nach Slawomir J. wird gesucht. Er hat große Chancen, von den Boulevardmedien des Landes in die Liste der dümmsten Betrüger aufgenommen zu werden.

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