Pitt über Sex und Glaube:Sag Brad, wie hast du's mit der Religion?

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Brad Pitt wuchs mit Fernsehpredigern und Huckleberry-Finn-Nostalgie im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten auf. Die Eltern des heutigen Kino-Superstars waren einfache Leute und strenge Baptisten. Jetzt schildert der für den Oscar nominierte Schauspieler, wie er sich aus der Welt seiner Eltern befreien konnte.

Martina Pock

Nominiert für zwei Oscars: der religionskritische Hollywood-Star Brad Pitt. (Foto: Reuters/Süddeutsche.de)

Dankesreden von Oscar-Gewinnern beginnen meist mit "Oh, mein Gott!" und enden in vielen Fällen auch mit der Bitte an Ihn, uns alle zu segnen. Das ist von Brad Pitt nicht zu erwarten. Wenn der gleich zweimal für die begehrte Trophäe nominierte Schauspieler einen Oscar gewinnen sollte, dann ganz ohne Gottes Hilfe. Denn Pitt "pendelt irgendwo zwischen Agnostik und Atheismus", wie er dem US-amerikanischen Hollywood Reporter verriet.

Sehr offen spricht Pitt darüber, warum er vor vielen Jahren die Kirche verließ und warum er seine langjährige Partnerin Angelina Jolie noch immer nicht geheiratet hat.

"Ich wurde sehr religiös erzogen, aber ich habe keinen großen Bezug zu Religion", erklärte Pitt und verweist auf seine Kindheit und Jugend im Bible Belt.

Pitt wuchs mit seinen beiden jüngeren Geschwistern bei seinen Eltern, beide strenge Baptisten, in Springfield, Missouri auf. Schon früh begann er, der Religion seiner Eltern zu misstrauen und sie zu hinterfragen. "Ich hatte schon immer sehr viele Fragen über die Welt, bereits im Kindergarten. Ich sprach sehr viel mit meiner Mutter darüber. Aber als ich in der High School war, wurde mir bewusst, dass ich anders bin als die anderen", erzählt der Schauspieler.

Der Drang, seine eigenen Erfahrungen zu machen, stand im Widerspruch zur Religion seiner Eltern mit ihren Verboten und Geboten. Besonders in Bezug auf vorehelichen Sex. Hier bezog Pitt bereits 2011 in einem Interview klar Stellung: "Meine Religion verbot mir Sex vor der Ehe zu haben, ja, sogar nur daran zu denken. Aber das war etwas, was ich tun musste, weil es einfach meiner Natur als Mensch entspricht. Ich musste diese Erfahrungen schließlich machen, um zu wissen, was nun das Richtige für mich ist und was nicht."

Als Pitt schließlich in einer schweren Glaubenskrise angekommen war, war für ihn klar, dass er der religiösen Gemeinschaft seiner Eltern den Rücken kehren musste. Die Enttäuschung der Eltern über Pitts Entscheidung war zwar groß, führte aber nicht zum Bruch mit seiner Familie.

Glaube - an sich selbst

Die Lösung von der Religion bedeutete für Pitt nicht den völligen Verlust von Glauben, vielmehr lernte er sich selbst besser kennen. "Ich hatte den Glauben, dass ich fähig bin, jede Situation selbst zu meistern", erzählt Pitt.

Pitt, der für sich keinen Platz in der Christlichen Kirche finden konnten, lebt heute mehr nach deren Grundsätzen als manch treuer Kirchgänger. Neben seiner schauspielerischen Karriere widmet sich Brad Pitt einer Vielzahl von wohltätigen Projekten.

Nachdem der Hurrikan Katrina 2005 große Teile der südöstlichen Bundesstaaten der USA zerstört hatte, begann er in New Orleans mit seiner Make It Right Foundation mit dem Bau von 150 umweltfreundlichen Häusern für die Opfer der Naturkatastrophe. "Ich wurde wütend, als man zu behaupten begann, dies sei ein Akt höherer Gewalt gewesen. Es war in erster Linie menschliches Versagen, als man gewisse Bevölkerungsschichten und die Wohngebiete, in denen diese Menschen lebten, immer weiter an den Rand der Stadt gedrängt hat."

Weitere Projekte dieser Art sind sind bereits in anderen Gegenden der USA, beispielsweise in Newark, New Jersey, geplant. Mit seiner Partnerin Angelina Jolie, die ebenfalls keiner religiösen Glaubensgemeinschaft angehört, betreibt er zudem die Jolie-Pitt Foundation. Allein 2006 sollen die beiden mehr als 8,5 Millionen Dollar für wohltätige Projekte gespendet haben.

Ja-Wort mit Bedingungen

Seit sieben Jahren lebt Pitt in einer Partnerschaft mit Jolie. Vor einigen Jahren schwor sich das Paar, erst dann zu heiraten, wenn auch Eheschließungen zwischen Homosexuellen überall erlaubt sind. Er habe nichts gegen eine Welt mit Religionen, da diese für viele Menschen eine wichtige Rolle in deren Leben spielten, sagte Pitt. Bereits 2011 stellte er klar: "Was mich wirklich wütend macht, ist, wenn diese Menschen anderen vorscheiben wollen, wie sie leben sollen."

Pitt gestand dem Hollywood Reporter, dass es ihm mittlerweile immer schwerer falle, den Schwur, erst einmal nicht zu heiraten, aufrecht zu halten. Vor allem deshalb, weil der Wunsch der sechs gemeinsamen Kinder nach einer Hochzeit der beiden immer größer wird. Darüber, ob er Jolie bereits einen Antrag gemacht hat, hält sich der Hollywood-Star aber beharrlich bedeckt.

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