Physikprofessor Paul Frampton:Drogenknast statt Hormonrausch

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Er nahm den Koffer eines Fremden und reiste nach Argentinien, um eine Schönheit aus dem Internet zu treffen. Doch das Gepäckstück hatte einen doppelten Boden - darunter zwei Kilo Kokain. Jetzt sitzt der angesehene US-Physiker Paul Frampton im Gefängnis.

Peter Burghardt, Buenos Aires

Eine schöne Frau aus dem Internet. Eine Odyssee durch Südamerika. Ein fremder Koffer. Und jetzt sitzt Paul Frampton seit fast sieben Monaten in einem argentinischen Gefängnis und klagt über Kälte und mieses Essen. Dabei sollte der weltweit angesehene Physiker und Astronom daheim in den USA Rätsel des Universums lösen, wie es einem Professor seiner Klasse entspricht. Eine Koryphäe von fast 69 Jahren als Opfer eines Drogentransports? Seltsame Geschichte.

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Die Odyssee begann, als der geschiedene Brite, der an der Uni von North Carolina lehrte, im Netz ein vermeintliches Model entdeckte. Sie möge ältere Männer, chattete die junge Tschechin oder derjenige, den er dafür hielt, und schlug ein Treffen vor. Auf ihre Kosten. Wie wäre es mit Bolivien, da stehe sie vor der Kamera? Frampton landete kurz darauf in La Paz. Zehn Tage vergingen, doch keine Spur von Denise Milani, so hieß sie wohl. Dann informierte ihn ein angeblicher Agent, sie sei in Brüssel.

Professor Frampton bekam nun einen Flug nach Argentinien, von dort sollte es nach Europa gehen. Und ein Unbekannter brachte ihm einen leeren Koffer ins Hotel. Der Forscher fand nichts dabei, obwohl ihn ein Freund am Telefon warnte. Am Flughafen von Buenos Aires fielen Frampton und sein Gepäckstück dann auf. Unter einem doppelten Boden steckten zwei Kilogramm Kokain. Es war der 23. Januar 2012. Seither teilt sich der Mann, der mit Nobelpreisträgern geforscht hatte, mit 80 Verbrechern eine Sammelzelle - und beteuert seine Unschuld. "Vielleicht hätte ich es merken sollen", sagte er der argentinischen Zeitung Clarín. "Aber der Betrüger war sehr gut. Sehr intelligent, glaube ich."

Frampton ist hochintelligent

Paul Frampton ist sogar hochintelligent. Kann so ein Mann in eine solche Falle tappen? "Ich bin ein Fall von Gutgläubigkeit und extremer Intelligenz", sagte er der britischen Daily Mail. "Meine rechte Hirnhälfte war immer besser als meine Linke."

Seine Familie und Kollegen unterstützen ihn, sein Lehrstuhl in den USA kommt ihm dennoch abhanden. Argentinische Unis wollen ihn ersatzweise gewinnen und seine Freilassung erwirken, Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner bekam eine Petition, doch die Justiz bleibt hart: Es sei "unwahrscheinlich", dass sich "ein 68-Jähriger mit solider Universitätsbildung" einen Koffer mit Kokain andrehen lasse, hieß es. Frampton drohen bis zu 16 Jahre Gefängnis.

© SZ vom 16.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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