Auf dem Weg zum Erfolg ist gutes Aussehen keine schlechte Eintrittskarte. "Schönheit sorgt für ein großes Glücksgefühl", hieß es kürzlich in einer Studie des amerikanischen Ökonomen Daniel Hamermesh. Attraktivität, das klingt wenig überraschend, verbessere die persönlichen Aussichten nicht nur bei der Partnerwahl, sondern auch in "wirtschaftlichen Angelegenheiten".
Und geht es nach dem Evolutionstheoretiker Oliver Curry, so ist die Menschheit schon längst dabei, sich in eine attraktive genetische Oberklasse und eine weniger attraktive Unterklasse aufzuteilen. So gesehen irritiert es schon ein bisschen, dass jetzt die italienische Ausgabe des Glamour-Blattes Vanity Fair ("Jahrmarkt der Eitelkeiten") ausgerechnet den päpstlichen Privatsekretär und Erzbischof Georg Gänswein, 56, Mann des Geistes, auf den Titel hievte.
Dieses zurückhaltende Lächeln. Diese klugen, freundlichen blauen Augen. Das gleichsam sportlich wie intellektuell zerstrubbelte Haar. Gerne würde man nun im Inneren des Heftes lesen, was Gänswein über die Idioten von kreuz.net zu sagen hat, über den Priestermangel oder darüber, wie dilettantisch seine Kirche den Missbrauchsskandal aufarbeitet.
Doch Vanity Fair schwafelt nur vom "George Clooney des Petersdoms" und bemerkt: "Schön sein ist keine Sünde." Ja, hat das denn jemand behauptet? Heißt es nicht schon in der Bibel, dass Gott die Menschen allein nach ihren Taten beurteilt, nicht danach, wie lecker sie sind?
Vermutlich wird der Gänswein das alles einfach weglächeln. Wahrscheinlich haben sie ihm längst die Hauptrolle im "Dornenvögel"-Remake vorgeschlagen oder einen Auftritt bei Donna Leon. Vielleicht sogar die Mitwirkung an der Casting-Show "Italiens hübschester Priester". Aber der Gänswein, der hat ganz sicher nein gesagt.