Papst:Franziskus sieht Rücktritt für sich als Möglichkeit

Der Rückzug Benedikts XVI. wird kein Einzelfall bleiben - davon ist sein Nachfolger überzeugt. Auf einer Pressekonferenz sprach Papst Franziskus über seine Pläne für den Fall, dass sich sein Gesundheitszustand verschlechtern sollte.

  • Auf der Rückreise aus Südkorea spricht Papst Franziskus erstmals über einen möglichen Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen.
  • Sollte sich sein Gesundheitszustand verschlechtern, wolle er "beten und das gleiche tun" wie sein Vorgänger Benedikt.
  • Bei einer Pressekonferenz in seinem Flugzeug spricht sich der Papst außerdem für ein Eingreifen der internationalen Gemeinschaft im Irak aus.

Papst spricht über möglichen Rücktritt

Papst Franziskus hat erstmals Gedanken über seinen Tod öffentlich gemacht und dabei auch einen Rücktritt angedeutet, falls seine gesundheitlichen Beschwerden überhand nehmen sollten.

Der Rücktritt seines Vorgängers Benedikt XVI. im vergangenen Jahr habe "eine institutionelle Tür geöffnet", sagte der 77-Jährige. Von einer "Ausnahme" könne nicht länger die Rede sein, "auch wenn das manchen Theologen nicht gefällt". Falls auch er sich eines Tages nicht mehr in der Lage fühlen sollte, die katholische Kirche weiter zu führen, werde er "beten und das gleiche tun" wie Benedikt, sagte der Papst. Er erinnerte daran, dass vor 60 Jahren auch emeritierte Bischöfe eine Seltenheit gewesen seien. Heute hingegen sei dies gängige Praxis.

Die Gedanken zu seinem möglichen Rücktritt sprach Franziskus auf der Rückreise von seinem Südkorea-Besuch aus. An Bord seines Flugzeugs hielt er eine kleine Pressekonferenz für mitgereiste Journalisten ab.

"Ein wenig verängstigt" durch die Zuneigung der Gläubigen

Dort sprach Franziskus auch über seine außerordentliche Beliebtheit bei Gläubigen weltweit. Inzwischen könne er mit seiner Popularität als Papst besser umgehen, sagte er. Zu Beginn habe ihn die Zuneigung der Massen "ein wenig verängstigt". Auf die Frage, welches Gefühl seine Beliebtheit inzwischen bei ihm auslöse, sagte das aus Argentinien stammende Kirchenoberhaupt: "Ich betrachte sie als eine Großzügigkeit des Volkes Gottes. Innerlich versuche ich, an meine Sünden zu denken, an meine Fehler, um nicht überheblich zu werden."

Franziskus begrüßt internationale Intervention im Irak

Bei der Pressekonferenz im Flugzeug kam das Oberhaupt der katholischen Kirche auch auf den Konflikt im Nordirak zu sprechen. Ein Eingreifen der internationalen Gemeinschaft ist nach seiner Ansicht das richtige Vorgehen gegen die militanten Islamisten. "Wo es einen unrechtmäßigen Aggressor gibt, ist es berechtigt, ihn zu stoppen. Ich unterstreiche das Verb stoppen, nicht bombardieren oder Krieg führen", sagte der Pontifex laut italienischen Medien.

Der Papst warnte zugleich vor Alleingängen. Die Vereinten Nationen müssten diskutieren, wie der Angreifer gestoppt werden könne, forderte der 77-Jährige. "Eine einzelne Nation kann nicht beurteilen, wie ein Aggressor gestoppt wird", mahnte er. Deshalb seien nach dem Zweiten Weltkrieg die UN gegründet worden. "Man sollte im Kopf behalten, wie oft mit dieser Entschuldigung, einen Angreifer zu stoppen, die Mächte einen wirklichen Eroberungskrieg begonnen haben."

Er sei auch selbst bereit, in die Krisenregion im Nordirak zu reisen, sagte Franziskus. "In diesem Moment ist es nicht das Beste, was man tun kann, aber ich bin dazu bereit."

Hintergrund der Asienreise

Der fünftägige Besuch in Südkorea, der am Montag zu Ende ging, war Franziskus' erste Asienreise und zudem der erste Asienbesuch eines Papstes überhaupt seit 15 Jahren. Offizieller Anlass des Besuchs waren die Jugendtage der asiatischen Katholiken.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: