Papst-Äußerungen zur Ehe:Bamberger Erzbischof: "Schwangerschaft alleine reicht nicht aus"

Ludwig Schick

Stellt sich hinter Papst Franziskus: Auch Bambergs Erzbischof Ludwig Schick hält manche Ehe für übereilt.

(Foto: dpa)

Der Papst erklärt die meisten kirchlichen Ehen für ungültig - was denken deutsche Geistliche darüber? Bambergs Erzbischof Ludwig Schick begründet, warum er manche Paare lieber nicht traut.

Interview von Oliver Das Gupta

Von "Schnellschussehen" hat Papst Franziskus in der vergangenen Woche gesprochen, und eine "Kultur der Vorläufigkeit" bei jungen Verheirateten kritisiert. Wie bewerten katholische Geistliche hierzulande diese Äußerungen aus Rom? Ludwig Schick, Erzbischof von Bamberg, ist nicht nur über seinen Twitter-Account nah dran an seinen Gläubigen - im Gespräch erklärt der 66-Jährige, warum es sinnvoll sein kann, dass Paare mit Kindern ohne Trauschein zusammenleben.

SZ: Herr Erzbischof, haben Sie schon ungültige Ehen geschlossen?

Ludwig Schick: Soweit mir bekannt ist, wurden zwei Ehen, die ich getraut habe, von einem kirchlichen Gericht später für ungültig erklärt. Also habe ich "ungültige Ehen geschlossen".

Papst Franziskus hält ziemlich viele kirchlich geschlossene Ehen für ungültig. Was sagen Sie zu seinem Befund?

Dieses Phänomen gibt es leider in der Welt. Aber für katholische Trauungen in Deutschland trifft das in den letzten 30 bis 40 Jahren sicherlich nicht so häufig zu. Es gibt ja neben der liturgischen Zeremonie vorher intensive Gespräche zur Ehevorbereitung, sodass die Trauworte und die innere Haltung meist übereinstimmen.

Was bedeuten die Äußerungen des Papstes in der Praxis?

Der Papst hat die Sorge, dass manchen Brautleuten die Tragweite der Sache nicht bewusst ist, wenn sie vor dem Traualtar stehen. Ich sehe seine Äußerungen als Erinnerung, genau hinzuschauen und intensiv nachzuhaken. Heiratswilligen muss stets klar sein, dass die Ehe unauflöslich ist. Der Papst legt den Finger in die Wunde, indem er eine "Kultur der Vorläufigkeit" kritisiert, die für viele heutzutage eine Lebenseinstellung ist.

Franziskus sagt auch: Eine Schwangerschaft allein soll kein Grund sein zu heiraten.

Damit hat er natürlich recht.

Ist es nach dem katholischen Kirchenrecht keine Sünde, als unverheiratetes Paar zusammenzuleben?

Lassen wir mal die Sünde weg, denn für sie ist auch die Einsicht und der Wille Voraussetzung. Ein solches Paar lebt nicht den kirchlichen Vorschriften entsprechend.

"Wenn ein Paar nicht sicher ist, dann soll man es nicht trauen"

Dieser Zustand scheint für den Papst zumindest vorübergehend akzeptabel zu sein. Franziskus erzählte, dass er als Bischof von Buenos Aires in einigen "schönen Fällen" heiratswillige Paare zunächst zurückgewiesen und erst nach ein paar Jahren - inzwischen als Eltern - getraut habe.

Wir erleben solche Fälle auch: Eltern kommen nach Jahren der Unentschlossenheit zu uns, weil sie sich nun für immer aufeinander einlassen möchten.

Ist das, was der Papst gutheißt, gedeckt von der katholischen Lehre?

Der Papst sagte in seinen Worten im Grunde das, was kirchliche Auffassung ist: Wenn ein Paar nicht sicher ist, dass es für immer zusammenbleiben will, dann soll man es nicht trauen. Denn dann ist es besser, diesen vorläufigen Status zu belassen in der Hoffnung, dass das Paar mehr zueinander findet. Eine Schwangerschaft alleine reicht eben nicht aus. Man muss eine dauerhafte Partnerschaft, die offen für Kinder ist, begründen wollen.

Uneheliche Kinder und deren Eltern waren über Jahrhunderte gesellschaftlich und rechtlich benachteiligt.

Das war früher leider so, aber inzwischen ist diese Benachteiligung vorbei. Gott liebt jedes Kind.

Und trotzdem diskriminierte auch die katholische Kirche nicht ehelich geborene Kinder. Noch bis 1983 war es nahezu unmöglich, katholischer Priester werden, wenn die Eltern nicht verheiratet waren.

Das ist Vergangenheit. Der Kirche geht es gerade darum, dass Ehen halten und Familien glücklich sind. Mit seinen Äußerungen will der Papst die Menschen vor voreiligen Schritten bewahren. Schließlich ist eine gescheiterte Ehe und zerbrochene Familie auch in unserer Zeit kein Zuckerschlecken.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: