Pakistan:Mann von Gesteinigter tötete seine erste Frau

Am helllichten Tag wird eine schwangere Frau vor einem Gerichtsgebäude in Pakistan von ihren Familienangehörigen gesteinigt. Ihr Mann fordert eine Bestrafung der Täter. Nun gesteht er, dass er selbst seine erste Frau erdrosselt hatte. Straflos.

Sie hatte gegen den Willen ihrer Familie einen Mann geheiratet, deshalb musste sie sterben. 20 männliche Verwandte töteten am Dienstag die 25-Jährige Farzana Parveen vor einem Gerichtsgebäude im pakistanischen Lahore. Mit Ziegelsteinen schlugen sie der Schwangeren den Schädel ein. Ihr Mann, Muhummad Iqbal, forderte eine Bestrafung der Täter.

Nun gestand der 45-Jährige, dass er seine erste Frau vor sechs Jahren erdrosselt hatte, um Parveen heiraten zu können. "Ich habe Farzana geliebt und deshalb meine erste Frau getötet", sagte Iqbal der Nachrichtenagentur AFP. Die Polizei bestätigte die Tat. Iqbal musste nicht ins Gefängnis, weil sich seine Familie auf eine Regelung im pakistanischen Rechtssystem berief.

Diese Regelung, fordert Iqbal, soll den Mördern seiner Frau nicht zur Verfügung stehen. Er beschuldigt die Familie von Parveen, vor einigen Jahren bereits eine weitere Tochter getötet zu haben, weil sie sich von ihrem Mann getrennt hatte.

In Pakistan werden jedes Jahr Hunderte Frauen getötet, weil sie gegen den Willen ihrer Familie eine Liebesheirat oder sexuelle Beziehungen eingehen. Menschenrechtler beklagen, dass die Angehörigen oft mit milden Urteilen davonkommen oder aufgrund mangelhafter Polizeiermittlungen gar nicht zur Rechenschaft gezogen werden.

Öffentliche Steinigungen wie im Fall von Parveen sind allerdings relativ selten. Die Polizei hat bislang fünf Menschen festgenommen. Der Vater des Opfers war noch am Tatort verhaftet worden. Inzwischen sind vier weitere Verdächtige in Gewahrsam. Wie ein ranghoher Polizist am Freitag sagte, sind darunter ein Onkel und zwei Cousins des Opfers. Zudem sei ein Fahrer aufgegriffen worden.

Pakistans Premierminister Nawaz Sharif kritisierte die Steinigung scharf. Der Regierungschef ordnete die von seinem Bruder Shahbaz Sharif geführte Provinzregierung von Punjab an, die Tat aufzuklären. "Dieses Verbrechen ist vollkommen inakzeptabel", sagte Sharif.

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