Der Chef des privaten Wetterdienstes Meteomedia, Jörg Kachelmann, hat dem Deutschen Wetterdienst (DWD) schweres Versagen vorgeworfen. Der DWD habe vor dem Orkan über Norddeutschland in der Nacht zum Samstag nicht gewarnt, sagte Kachelmann der dpa.
Das zuständige Bundesverkehrsministerium forderte er auf, dem Deutschen Wetterdienst die Erlaubnis zu entziehen, Unwetterwarnungen zu verfassen. "Erst als der Orkan schon da war, hat der DWD die Möglichkeit orkanartiger Böen erwähnt", sagte Kachelmann. "Das ist eben nicht unbedingt das, was man Warnen nennt - zum anderen ist es grotesk, vor Böen bis 115 km/h zu warnen, wenn gleichzeitig schon viel stärkere Böen gemessen worden sind."
So seien auf Hiddensee Windgeschwindigkeiten von bis zu 156, in Stralsund bis 144 und in Flensburg bis 133 Kilometer pro Stunde registriert worden. Der in Medien zitierte Hinweis des DWD, die Orkanböen am Kap Arkona mit 135 Stundenkilometern seien ein "Ausreißer" an einem exponierten Ort gewesen, sei "eine glatte Lüge".
Mindestens drei Menschen verletzt
Bei dem Sturm wurden nach Behördenangaben mindestens drei Menschen von umherfliegenden Gegenständen verletzt. Die Feuerwehr musste unter anderem wegen umgestürzter Bäume zu mehreren hundert Einsätzen ausrücken. Im Raum Rostock, Neubrandenburg und Nordvorpommern waren Menschen wegen umgeknickter Masten zeitweise ohne Strom und Telefon. Die Aufräumarbeiten dauerten am Samstagnachmittag noch an.
Weniger Schäden richtete das Sturmtief "Annette" mit seinen Ausläufern in Schleswig-Holstein an. Dem Lagezentrum in Kiel lagen bis zum Nachmittag keine Meldungen über Verletzte vor. Lediglich die Einsatzkräfte mussten häufiger ausrücken als sonst. Allerdings hielten sich die Schäden den Angaben zufolge in Grenzen.