Organe von Toten gestohlen:Leichenfledderer verurteilt

Aufgeschnittene Leichen und illegaler Organhandel: In New York haben ein Zahnarzt und seine Komplizen Körperteile aus mehr als tausend Leichnamen gestohlen - und verkauft. Jetzt erging ein erstes Urteil.

Gebina Doenecke

Mit einem ersten, harten Urteil hat ein New Yorker Gericht einen beispiellosen Fall von illegalem Organhandel bestraft. Wie die in New York erscheinende Zeitung Daily News in ihrem Online-Auftritt berichtet, wurde ein Leichenbestatter aus Brooklyn am Mittwoch wegen illegalen Organhandels zu 27 Jahren Haft verurteilt.

Organe von Toten gestohlen: 27 Jahre Haft: Das Urteil für illegalen Organhandel.

27 Jahre Haft: Das Urteil für illegalen Organhandel.

(Foto: Foto: Istock)

Der Angeklagte, der 36 Jahre alte Bestattungsunternehmer Christopher Aldorasi, hatte zuvor erklärt, er habe lediglich als "unwissender Handlanger" von Michael Mastromarino agiert: Der ehemalige Dentist wird verdächtigt, der Drahtzieher eines Organhandel-Ringes gewesen zu sein und wurde 2006 angeklagt. Mastromarino hat sich bereits schuldig bekannt - sein Urteil soll am 22. Juni erfolgen.

Wie CNN berichtete, soll Mastromarino mit Aldorasi und weiteren Komplizen von 2001 bis 2005 ohne Erlaubnis der Angehörigen mehr als tausend Leichnamen Organe, Knochen und Zellgewebe entnommen haben. Das Material, das nicht auf Krankheiten untersucht wurde, soll dann über Mastromarinos Firma Biomedical Tissue Services (BTS) überall in den USA an Patienten verkauft worden sein.

Wie amerikanische Medien berichten, gehörte auch der bekannte BBC-Hörfunkjournalist Alistair Cooke zu den Opfern. Der gebürtige Brite, der regelmäßig seine Zuhörer mit dem "Brief aus Amerika" begeistert hatte, war 2004 im Alter von 95 Jahren an Lungenkrebs in New York gestorben. Auch seinen Leichnam sollen Mastromarino und Aldorasi laut CNN geöffnet haben.

Im Prozess gegen Aldorasi wies Richter Albert Tomei, der die Gerichtsverhandlung leitete, die Argumente der Verteidigung zurück: "Herr Aldorasi war ein Bestatter, und er kannte die Regeln."

Er erklärte, dass der Verurteilte frühestens nach neun Jahren Haft eine Entlassung auf Bewährung beantragen könne.

Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet, wurde im Verlauf des Prozesses detailliert das Vorgehen der Angeklagten beschrieben: Um ihre kriminellen Machenschaften zu kaschieren, sollen sie sogar Beweismaterial wie OP-Handschuhe oder Schürzen in den aufgeschnittenen Leichen vesteckt haben, bevor sie die Körper wieder zunähten.

Entnommene Knochen ersetzten sie durch PVC-Rohre, damit die Leichen bei der Beerdigung äußerlich normal aussahen. Richter Hynes sagte damals, die Vorfälle erinnerten ihn an "einen billigen Horrorfilm".

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