Orang-Utan:Buschi malt für den Regenwald

Obwohl ihm die Farbe recht gut schmeckt, malt Orang-Utan Buschi auch damit. Seine Bilder sind jetzt in Osnabrück ausgestellt - zugunsten des Klimaschutzes werden sie auch verkauft.

Bevor "Buschi" malt, prüft er erst die Farbe. So viel Zeit muss sein.

Der 34-jährige Orang-Utan-Mann nimmt den grünen Pinsel aus der Hand von Pflegerin Nina Gangei, steckt ihn in den Mund und leckt ihn ab. Dann erst fährt er mit dem Pinsel über das Blatt Papier zu seinen Füßen.

Tierpflegerin Gangei grinst. "Na, Dicker?", sagt sie und reicht Buschi eine Flasche Malzbier. Der kräftige Affe nimmt einen großen Schluck und grunzt zufrieden.

Dann lässt er sich geduldig auch Pinsel mit blauer, roter und gelber Fingerfarbe geben. Jede wird dem Geschmackstest unterworfen, bevor "Buschi", der eigentlich "Buschmann" heißt, weitermalt.

Mit dem Malen angefangen hat "Buschi" vor rund einem Jahr, nachdem seine Partnerin "Suma" gestorben war. "Wir wollten ihn beschäftigen, damit er nicht so einsam ist", sagt Ute Magiera, Artenschutzkoordinatorin und Tiermanagerin im Osnabrücker Zoo. Orang- Utans seien sehr intelligent. "Er ist bestimmt nicht der einzige Orang, der malt", sagt sie.

Mit seinen Kunstwerken tut "Buschi" auch etwas Gutes für seine Artgenossen in Indonesien. Denn die Orang-Utans sind vom Aussterben bedroht. Der Lebensraum der beeindruckenden Menschenaffen in den Regenwälder Borneos und Sumatras wird rasend schnell zerstört.

Um auf das Problem aufmerksam zu machen, hat Magiera zusammen mit der deutschen Sektion der Borneo Orangutan Survival Foundation (BOS) die Ausstellung "Waldmenschen vor dem AUS" zusammengestellt, die noch bis Ende September im Affenhaus des Osnabrücker Zoos zu sehen ist.

Ausgestellt - und gegen Spenden zu erwerben - sind auch "Buschis" Werke.

Wenn Maik Schaffer, Sekretär von BOS Deutschland, über die Gründe für das Aussterben der Orang-Utans spricht, weiß er gar nicht, wo er anfangen soll. Neben rücksichtlosem Tierhandel mit dem Menschenaffen, der in Indonesien als Haustier gehalten wird und als Statussymbol gilt, gibt es auch wirtschaftliche Gründe, die geradezu absurd anmuten.

Der Urwald in Indonesien wird gerodet und abgebrannt, um auf den Flächen Ölbaumplantagen anzulegen. "Aus Ölpalmen wird Biosprit in großen Mengen hergestellt", sagt Schaffer.

Auch vor Brandrodungen werde nicht zurückgeschreckt. "Indonesien ist weltweit beim Ausstoß vom Treibhausgas Kohlendioxid die Nummer drei", schildert der Umweltschützer.

Nicht wegen der Industrie - der südostasiatische Inselstaat ist ein Entwicklungsland - sondern wegen der abbrennenden Urwälder. Anstrengungen der Industrieländer, beim Verkehr CO2 einzusparen, seinen "Peanuts" dagegen. Das Holz sei außerdem für die Papierindustrie sehr begehrt.

Produziert werden aus dem kostbaren Holz unter anderem feine Papiertaschentücher, blütenweißes Büropapier, samtzartes Toilettenpapier. "Die Bäume sind tausend Jahre alt und wir gebrauchen sie, um unsere Küche damit aufzuwischen", beklagt Schaffer, "eine Schande."

Regenwald- und Tierschutz beginne daher mit dem Kauf von Recyclingpapier, betont Magiera.

Die BOS wurde 1991 von Willie Smits gegründet. In zahlreichen Projekten will sie den Regenwald schützen und renaturiert große Regenwaldflächen. Unter anderem betreibt sie zwei Rehabilitationsstationen, wo mehr als 700 Orang-Utan-Waisen aufgezogen werden.

"Buschi" in Osnabrück malt also auch für den Arten- und den Klimaschutz. Mittlerweile wird er dabei interessiert von seinem neuen Weibchen "Astrid" beobachtet. Die 23 Jahre alte Orang-Utan-Dame kam erst Ende Juni aus dem Zoo im belgischen Antwerpen nach Osnabrück.

Ein Bild des tierischen Künstlers ist schon verkauft: Erworben hat es die Tochter der Kinderkrankenschwester, die "Buschi" kurz nach seiner Geburt in Osnabrück vor 34 Jahren in der Kinderklinik gepflegt hatte.

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