O.J. Simpson:Zurück im Rampenlicht

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Szenen wie nach dem Mord an Simpsons Ex-Frau: Seit dem gefallenen Football-Superstar vorgeworfen wird, eine Hotelsuite gestürmt zu haben, erlebt der Medienhype um Simpson eine Neuauflage.

Reymer Klüver

Wieder waren es fast surreale Szenen. Diesmal spielten sie sich weit nach Mitternacht ab, am Donnerstagmorgen im Flughafen von Fort Lauderdale. Im Scheinwerferlicht von wohl 25 Kamerateams strebte ein schweigsamer Mann von sechzig Jahren in Blazer und Jeans zum Terminalausgang, ein Lächeln im Gesicht, das zugleich Unsicherheit wie trotzige Verachtung hätte ausdrücken können für all das, was sich gerade und in den letzten Tagen um ihn abgespielt hat. Er wurde eskortiert von zwei uniformierten Polizisten. Es war die Rückkehr des gefallenen einstigen Football-Superstars O.J.Simpson in seine Wahlheimat Florida. Und auf allen Fernsehstationen Amerikas konnte man sie sehen.

Simpson war am Sonntag in Las Vegas verhaftet worden unter dem Verdacht, Anführer eines bewaffneten Raubüberfalls gewesen zu sein. Ihm wird vorgeworfen, mit fünf Komplizen in eine Hotelsuite gestürmt zu sein. Dort soll er zwei Händler bedroht haben, die mit Erinnerungsstücken aus seiner Sportlerkarriere handeln, und sie zur Herausgabe der Waren gezwungen haben - angeblich, weil sie ihm selbst gestohlen worden seien. Simpson wurde angeklagt. Bei einer Verurteilung könnte ihm lebenslange Haft drohen.

Am Mittwoch war Simpson in Handschellen und Gefängniskleidung zunächst erneut einem Haftrichter vorgeführt worden, der ihn gegen eine Kaution von 125.000 Dollar aus dem Gefängnis entließ. Simpson musste seinen Pass abgeben und darf zu keinem der Verfahrensbeteiligten in Kontakt treten. Sein Anwalt Yale Galanter erklärte, dass keine Fluchtgefahr bestehe: "Es gibt keinen Ort auf diesem Planeten, wohin sich Mr. Simpson begeben könnte, ohne erkannt zu werden."

Stundenlange Irrfahrt

Drei Stunden später wurde sein Mandant dann tatsächlich aus der Haftanstalt entlassen. Ihn begrüßte eine Reihe Schaulustiger, die "Justice for Nicole! Justice for Ron!" riefen, Gerechtigkeit für Nicole und Ron. Das sind die Vornamen von Simpsons Ex-Frau und deren Freund, die 1994 erstochen worden waren. Simpson wurde verdächtigt, in einem Aufsehen erregenden Strafprozess aber freigesprochen. Später wurde er allerdings in einem von den Familien der Mordopfer angestrengten Zivilverfahren zur Zahlung von 30 Millionen Dollar Schadenersatz an die Hinterbliebenen verurteilt. Er hat die Summe nie aufgebracht und stattdessen seine Zahlungsunfähigkeit erklärt.

Alle großen Fernsehsender des Landes berichteten ausführlich aus dem Gerichtssaal in Las Vegas. Die bizarren Szenen glichen dem Medienspektakel, das sich nach dem Mord und während des Prozesses Mitte der neunziger Jahre ereignet hatte. Zum Haftprüfungstermin etwa erschien die frühere Staatsanwältin, die 1994 in Los Angeles die Mordanklage gegen Simpson vertreten hatte. Sie wurde von einem ganzen Rudel von Kameraleuten begleitet. Was vielleicht auch damit zusammenhängt, dass sie inzwischen fürs Fernsehen arbeitet, als Kommentatorin für die populäre Promi-Klatschsendung "Entertainment tonight".

Und als Simpson von seinem Anwalt von der Haftanstalt zu seinem Hotel in Las Vegas zurückgefahren wurde, verfolgten Hubschrauber mit Kamerateams an Bord den Weg des Wagens. Ganz so wie vor 13 Jahren, als sich Simpson erst nach einer stundenlangen Irrfahrt in seinem weißen Geländewagen den Behörden stellte. Damals war er von Hunderten Reporten in einem langen Konvoi verfolgt worden. Fernsehsender hatten die Karawane von Hubschraubern aus filmen lassen und live übertragen.

Das Palace Station Hotel übrigens will das Zimmer 1203, in das Simpson am Donnerstag vergangener Woche stürmte, angeblich umbenennen: in "Simpson-Suite".

© SZ vom 21.9.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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