Österreich:Zerdepscht

Bist Du deppert? Die ehemalige Chefin der österreichischen Grünen wechselt zu einem Glücksspiel-Konzern.

Von Martin Zips

Sie habe "etwas zerdepscht ausgesehen", entschuldigte sich Eva Glawischnig, ehemalige Chefin der österreichischen Grünen, nach ihrem Wechsel zum milliardenschweren Glücksspiel-Automaten-Konzern Novomatic jetzt im Interview mit der Kleinen Zeitung. Grund seien die Antibiotika gewesen, die sie infolge eines Eingriffs "beim Kiefer" hätte nehmen müssen - und die sie nicht vertragen hätte. Zerdepscht (was für ein tolles Wort) fühlen sich derzeit freilich auch die österreichischen Grünen. Denn sie müssen es erst einmal verdauen, dass ihre soeben auch aus der Partei ausgetretene Ex-Chefin als "Verantwortungsmanagerin" zu einem Konzern wechselt, der seit Jahren im Zusammenhang mit Spielsucht und Korruptionsvorwürfen Erwähnung findet. Die Einsetzung einer Verantwortungsmanagerin könnte da ein kluger Schachzug sein, im Kampf gegen weitere (von den Grünen einst mitinitiierte) Automaten-Verbote im Land. "Das Geschäftsmodell von Novomatic besteht ganz simpel darin, dass ganz reiche Menschen Metallkästen aufstellen, in welche ganz arme Menschen ihr letztes Geld hineinwerfen", so schildert es dieser Tage ein Mensch auf Twitter. Ein anderer schreibt Glawischnig, 49, als Kommentar ins digitale Stammbuch: "Zerdepscht wird ihr Ansehen in der Bevölkerung sein, zerdepscht sind ihre Werte für die sie einst so eingetreten ist." Jetzt kann man nur noch hoffen, dass es Glawischnig nicht auch noch derbröselt.

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