Ölpest im Golf von Mexiko:Test auf halber Strecke - Dichtung hält

BP schöpft Hoffnung, die US-Regierung bleibt zurückhaltend: An der Bohrloch-Kappe am Meeresgrund tritt offenbar kein Öl mehr aus, doch der Öldruck bereitet Sorgen.

Nach fast drei Monaten zeichnet sich im Kampf gegen die verheerende Ölpest im Golf von Mexiko ein Erfolg ab: In den ersten 24 Stunden seit dem Anbringen eines Abdichtzylinders über dem lecken Bohrloch floss nach Angaben des britischen Energiekonzerns BP vom Freitag kein Öl mehr ins Meer. Jedoch zog BP den taiwanischen Supertanker A Whale von den Säuberungsarbeiten ab, weil er sich als "ungeeignet" erwiesen habe.

Ölpest im Golf von Mexiko: Veränderung vom 14. zum 15. Juli: Am Grund des Golf von Mexiko fließt offenbar kein Öl mehr unkontrolliert ins Meer.

Veränderung vom 14. zum 15. Juli: Am Grund des Golf von Mexiko fließt offenbar kein Öl mehr unkontrolliert ins Meer.

(Foto: ap)

BP-Vizechef Kent Wells sagte vor Journalisten, die Experten des Energiekonzerns hätten die Ölquelle rund um die Uhr überwacht. Die Kameraaufnahmen von Unterwasserrobotern, akustische Sensoren sowie Temperaturmessungen am Bohrloch deuteten allesamt darauf hin, dass der Austritt des Öls gestoppt sei. Es seien "keine Anzeichen" für einen Ölausfluss gefunden worden, sagte Wells.

Dem Ölkonzern war es am Donnerstag gelungen, eine Abdichtkappe über der lecken Ölquelle anzubringen. Insgesamt will das Unternehmen nun 48 Stunden lang prüfen, ob das Bohrloch wie erhofft durch die Vorrichtung geschlossen werden kann - und die Ölquelle dem erhöhten Druck standhält.

Die US-Regierung zeigte sich zurückhaltend. US-Präsident Barack Obama wertete den Etappenerfolg am Freitag als "gutes Zeichen", warnte aber, dass es sich noch immer um eine Testphase handle. Im Kampf gegen die Ölpest gebe es noch viel zu tun.

US-Krisenkoordinator Thad Allen sprach insgesamt von "guten Neuigkeiten": "Wir müssen aber aufpassen, dass wir keinen Schaden anrichten oder eine unumkehrbare Situation schaffen", schränkt er ein. Nach ersten Ergebnissen hatte sich Allen ernüchtert gezeigt. Der Druck habe nicht den notwendigen Wert erreicht, der sicherstelle, dass es keine weiteren undichten Stellen gebe, sagte der Sonderbeauftragte. Der Druck steigt nun offenbar, aber langsamer als erwartet. Die zweite Halbzeit des Experiments soll nun entscheidende Erkenntnisse erbringen.

BP leistet hohen Schadenersatz

Die BP-Bohrinsel Deepwater Horizon war im April nach einer Explosion gesunken. Bislang strömten Schätzungen der Internationalen Energieagentur zufolge zwischen 2,3 und 4,5 Millionen Barrel Öl ins Meer. Das entspricht einer 58- bis 112-fachen Menge dessen, was 1989 bei der Ölkatastrophe der Exxon Valdez in Alaska ausgelaufen war.

Im Zusammenhang mit der Ölpest zahlte der BP-Konzern bislang mehr als 200 Millionen Dollar (rund 154 Millionen Euro) an Geschädigte in den betroffenen US-Bundesstaaten. Insgesamt 32.000 Geschädigte hätten in den vergangenen zehn Wochen eine oder mehrere Zahlungen erhalten, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Zahlungen an 61.000 weitere Geschädigte der größten Ölkatastrophe in der US-Geschichte würden derzeit noch geprüft. In diesen Fällen fehlten noch entsprechende Unterlagen.

Der größte Teil der bisherigen Entschädigungszahlungen an die Anwohner floss BP zufolge mit 32 Millionen Dollar an Fischer. Krabbenfischer erhielten demnach bislang 18 Millionen Dollar. Am Montag hatte BP die bisherigen Gesamtkosten der Ölpest für den Konzern auf 3,5 Milliarden Dollar beziffert. Auf Druck von Obama hatte BP im Juni für die Einrichtung eines Entschädigungsfonds die Bereitstellung von 20 Milliarden Dollar zugesagt. Schätzungen von Experten zufolge könnte die Umweltkatastrophe den britischen Konzern zwischen 30 und 100 Milliarden Dollar kosten.

Unterdessen erlitten die Säuberungsarbeiten im ölverseuchten Golf von Mexiko einen Rückschlag. Der taiwanische Supertanker A Whale mit einer Größe von vier Fußballfeldern sollte täglich mehrere Millionen Liter ölverschmutztes Wasser aufsaugen und reinigen. Der mit den Arbeiten betraute Admiral Paul Zukunft sagte jedoch, der Tanker sei "nicht geeignet" und werde daher nicht bei den Säuberungsarbeiten eingesetzt.

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