Ölpest im Golf von Mexiko:Neue Ölschwade lauert in der Tiefe

Verschweigt BP das wahre Ausmaß der Ölkatastrophe? US-Wissenschaftler haben eine neue Ölschwade im tiefen Wasser entdeckt - wovon BP bislang nichts wissen will.

Katarina Lukac

Das Ausmaß der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko ist immer noch nicht vollständig an die Oberfläche vorgedrungen - und zwar buchstäblich: Ein Forscher-Team der University of South Florida (USF) hat nach Angaben des Fernsehsenders CNN eine neue Ölschwade unterhalb der Wasseroberfläche entdeckt.

Remotely operated undersea vehicles work to cut and cap the riser pipe at the site of the Deepwater Horizon oil leak as it continues to spew oil into the Gulf of Mexico

Ein Bild des leckgeschlagenen Bohrlochs im Golf von Mexiko. Während inzwischen eine erfolgreich montierte Absaugglocke einen Teil des herausströmenden Öls abfangen kann, treiben bereits mehr Ölschwaden als befürchtet durch den Ozean.  

(Foto: rtr)

Nachdem die Wissenschaftler im tiefen, bislang unverseuchten Wasser mikroskopisch kleine Öltropfen entdeckt hatten, entnahmen sie in einer einwöchigen Untersuchung weitere Wasserproben. Das Ergebnis: Im tiefen Wasser hat sich eine neue Ölschwade gebildet. Bereits vergangene Woche hatten Forscher mehrerer Universitäten an einer anderen Stelle eine gigantische Unterwasser-Ölschwade entdeckt.

"Diese Kohlenwasserstoffe stammen aus der Tiefe und stehen nicht im Zusammenhang mit herabgesunkenem, sich zersetzenden Öl, sondern mit dem Ende der Bohrstelle der Deep Horizon", sagte der chemische Ozeanoraph David Hollander nach CNN-Angaben. Sein Team habe nachweisen können, dass ein Teil des Öls an der Wasseroberfläche von dieser Unterwasser-Ölschwade stamme.

Die Größe der zuletzt entdeckten Ölschwade sei noch unklar. "Es gibt Anzeichen, dass sie weit ausgedehnt ist", sagte Hollander. "Diese Schwade hat vermutlich mehrere Adern".

"Es gibt keine Ölschwaden"

Der Ölkonzern BP hat die neueste Untersuchung noch nicht kommentiert, in der Vergangenheit Unterwasser-Ölschwaden jedoch stets ausgeschlossen. "Das Öl ist auf der Oberfläche", sagte BP-Chef Tony Hayward laut CNN. "Es gibt keine Ölschwaden."

Nach der neuesten Hiobsbotschaft sagte BP-Manager Robert Dudley nach Angaben von CNN, BP nehme diese "Ideen" sehr ernst und lasse sie prüfen.

Die amerikanische Wetter- und Ozeanographiebehörde (NOAA), der die USF-Wasserproben zur Untersuchung vorliegen, hat sich zu der jüngsten Entwicklung noch nicht geäußert. Für Dienstag haben USF und NOAA eine gemeinsame Pressekonferenz angekündigt.

Seit dem Wochenende gelingt es BP, mit Hilfe einer riesigen Absaugglocke wenigstens einen Bruchteil des in 1500 Metern Meerestiefe ausströmenden Rohöls aufzufangen und per Steigleitung an Bord eines Schiffes zu pumpen.

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