NRW:Gutachten: Silvester-Täter verabredeten sich vermutlich in Flüchtlingsheimen

  • Etwa 1200 Strafanzeigen liegen der Kölner Polizei zur vergangenen Silvesternacht vor, viele davon betreffen sexuelle Übergriffe.
  • Ein Gutachten kommt nun zu dem Ergebnis, dass sich die Täter zur Zusammenkunft am Hauptbahnhof verabredet haben.
  • Die meisten Männer - viele von ihnen aus dem nordafrikanischen Raum - seien jedoch nicht mit der festen Absicht angereist, um Straftaten zu begehen, heißt es.

Die Täter aus der Kölner Silvesternacht haben sich offenbar zu einer Zusammenkunft am Hauptbahnhof verabredet. Zu dieser Einschätzung kommt der Rechtspsychologe Rudolf Egg in einem Gutachten für den nordrhein-westfälischen Landtag zu den Strafanzeigen der Ermittlungsgruppe Neujahr, wie der in Köln erscheinende Express berichtet.

In der Expertise, die der Zeitung nach eigenen Angaben vorliegt, heißt es, eine rein zufällige, von vornherein nicht beabsichtigte Begegnung der Täter werde man "vernünftigerweise" ausschließen können. Dafür seien zu viele Männer zur selben Zeit am selben Ort gewesen."Es liegt daher nahe, zu vermuten, dass es im Vorfeld der Ereignisse irgendeine Form der Verabredung oder Absprache gegeben hat, die mehrere Hundert Männer aus dem nordafrikanischen Raum veranlasst hat, den Silvesterabend 2015 im Bereich des Kölner Hauptbahnhofs zu verbringen. Zu denken wäre hier an eine Art Mundpropaganda in Flüchtlingsheimen oder anderen Wohnunterkünften oder auch an Verabredungen unter Nutzung sozialer Medien wie Facebook oder WhatsApp", zitiert die Zeitung aus dem Gutachten.

Auf SZ-Anfrage wollte sich eine Sprecherin des Landtages nicht zu dem Gutachten äußern. In einer Pressekonferenz am Mittwochnachmittag sollen offene Fragen geklärt werden können. "Es handelt sich um ein Beweisstück, das erst dem Untersuchungsausschuss vorgelegt werden muss", so die Sprecherin.

Die Mehrzahl der Teilnehmer sei aber laut Egg nicht schon mit der festen Absicht nach Köln gekommen, um dort Straftaten zu begehen. Erst nachdem die Männer bemerkt hätten, dass die Polizei nicht eingeschritten habe, sei es zu den massenhaften Übergriffen gekommen, heißt es im Express.

Das besagt die "Broken-Windows-Theorie"

Der Gutachter verweist auf die "Broken-Windows-Theorie", die besagt, dass die Hemmschwelle für Straftaten dann absinkt, wenn sie aus der Anonymität begangen werden können und eine Strafverfolgung nicht zu erwarten ist. "Genau dies war in der Kölner Silvesternacht der Fall", schreibt der Gutachter.

Bei der Staatsanwaltschaft Köln liegen etwa 1200 Anzeigen zu Straftaten in der Silvesternacht vor, etwa 500 davon wegen sexueller Übergriffe. Die Zahl der Opfer liegt bei etwa 1300.

Der Gutachter soll Ende Oktober im Düsseldorfer Landtag aussagen

Der Wiesbadener Psychologe und Kriminologe Rudolf Egg war vom Untersuchungsausschuss des Düsseldorfer Landtags beauftragt worden, anhand von 24 vorgegebenen Fragen ein Gutachten zu erstellen, in dem alle Strafanzeigen beleuchtet werden sollen. Egg war von 1997 bis 2014 Leiter der Kriminologischen Zentralstelle des Bundes und der Länder. Egg soll seine Ergebnisse Ende Oktober in öffentlicher Sitzung im Untersuchungsausschuss vorstellen.

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