Weil die Züge auf der Strecke zwischen Hamburg und Sylt sich so oft verspäten oder ausfallen, haben Pendler am Mittwochmorgen zu einer ungewöhnlichen Protestaktion gegriffen: Sie blockierten rund drei Stunden lang die Türen einer Bahn und hinderten sie so am Weiterfahren.
Mehrere Hundert Fahrgäste haben sich laut der Deutschen Bahn in dem Zug befunden, der um 7.12 Uhr in Klanxbüll in Nordfriesland den Bahnhof in Richtung Westerland verlassen wollte. Auch nachfolgende Züge konnten nicht weiterfahren, so dass sich Verspätungen in beiden Fahrtrichtungen von bis zu zwei Stunden aufbauten. Einige Züge mussten ganz gestrichen werden, insgesamt 21 Verbindungen seien betroffen gewesen. Die Polizei hielt sich während des Protestes zurück. "Solange sich niemand an die Gleise kettet, werden wir nicht eingreifen", sagte ein Beamter dem Radiosender NDR 1 Welle Nord.
Hinter der Aktion standen Mitglieder der Facebook-Gruppe "Pendler Husum-Westerland". Deren Sprecher Achim Bonnichsen teilte mit, man wolle auf die aus ihrer Sicht anhaltend unbefriedigende Situation auf der Marschbahnstrecke aufmerksam machen.
Dort kommt es seit knapp einem Jahr immer wieder zu Verspätungen und Zugausfällen. Die Deutsche Bahn hatte im vergangenen Dezember den Betrieb der Strecke von der Nord-Ostsee-Bahn (NOB) übernommen, kämpft seitdem aber mit technischen Problemen durch veraltete Waggons und defekte Lokomotiven. Fahrgäste hatten sich in der Vergangenheit wiederholt über den schlechten Zustand der Waggons beschwert.
Die Deutsche Bahn entschuldigte sich bei den Fahrgästen und zeigte Verständnis für ihren Unmut. Eine Sprecherin des Unternehmens teilte mit, man suche europaweit nach Ersatz und es seien bereits drei zusätzliche Züge im Einsatz. Wegen erforderlicher Reperaturen könnten derzeit aber nur zwölf von 15 Loks fahren. Ab Mitte November soll der Zugverkehr wieder normal laufen.
