SZ: Frau Nones, endlich ist die Rettung geglückt, haben Sie bis zuletzt daran geglaubt, Ihren Mann wiederzusehen?
Nones: Ich wusste immer, dass er es schaffen wird. Mein Mann ist ein erfahrener Bergsteiger, und er hatte sich physisch und psychisch intensiv auf diese Expedition vorbereitet.
SZ: Auch Karl Unterkircher war erfahren, er hat die Expedition nicht überlebt.
Nones: Den dreien war bewusst, dass sie ein großes Risiko eingehen. Viele Alpinisten standen schon vor der Rakhiot-Wand am Nanga Parbat, haben hochgeschaut und sind dann wieder umgekehrt. Der Berg macht Angst, aber zugleich ruft er dich und zieht dich magisch an. Karl hat meinem Mann und Simon Kehrer immer viel Kraft gegeben und ihnen Mut zugesprochen. Ich bin froh, dass ihnen diese Begehung auf tragische Weise doch noch gelungen ist. Sie haben es mit Karls Hilfe geschafft. Das macht seinen Tod nicht ganz so sinnlos.
SZ: Haben Sie versucht, Ihrem Mann das riskante Unternehmen auszureden?
Nones: Nein. Einem Adler darf man die Flügel nicht stutzen. Ich habe meinen Mann bei seinen Expeditionen immer unterstützt. Er liebt das Extrembergsteigen über alles und ich teile seine Emotionen mit ihm. Ohne den Berg würde er ein Stück Freiheit verlieren, und das würde uns beide unglücklich machen. Ich liebe ihn so wie er ist, mit seiner ganzen Abenteuerlust.
SZ: Sie werden ihn also auch in Zukunft ziehen lassen?
Nones: Jetzt muss er erst einmal den Schmerz verarbeiten. Es ist nicht leicht, den Tod eines Freundes am Berg zu verkraften.
SZ: Wie erleben Sie die endlosen Wochen der Ungewissheit, während er unterwegs ist?
Nones: Natürlich bin ich beruhigter, wenn er zu Hause bei den Kindern ist. Ich wünsche mir, dass sie mit ihrem Vater aufwachsen. Aber ich habe großes Vertrauen in seine Fähigkeiten.