Niedersachsen:Raubüberfall trotz Fußfessel - Täter legt Geständnis ab

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Er wartete im Auto, während sein Komplize eine alte Dame überfiel: In Göttingen steht ein 33-Jähriger vor Gericht, weil er trotz Fußfessel straffällig wurde.

  • Täter wegen versuchten Mordes vor Gericht - Prozess um Überfall auf eine Rentnerin in Göttingen
  • Täter legen Geständnis ab
  • Fußfessel half der Polizei bei der Fahndung

Raubüberfall endete beinahe tödlich

Bei der alten Dame, das hatte ihm sein Komplize gesteckt, sei viel Geld zu holen. Also überfiel der 33-Jährige die Rentnerin im Januar dieses Jahres in ihrer Wohnung im niedersächsischen Hannoversch Münden, würgte sie dabei mit einem Telefonkabel bis zur Bewusstlosigkeit. Die 72-Jährige überlebte den Angriff nur knapp.

Beide Angeklagte legen Geständnis ab

Vor dem Landgericht in Göttingen, wo er sich wegen versuchten Mordes verantworten muss, hat der Angeklagte jetzt ein Geständnis abgelegt. Unter dem Vorwand, er sei Telekom-Mitarbeiter und wolle das defekte Telefon reparieren, hatte sich der Haupttäter Zutritt zum Haus des Opfers verschafft. Er habe die Frau dann so lange gewürgt, bis er dachte, sie sei tot, sagte der 33-Jährige. Nennenswerte Beute habe er anschließend aber nicht gefunden.

Der Hauptangeklagte erklärte, er sei süchtig und habe Geld zum Kauf von Drogen benötigt. Er bedauere die Gewaltanwendung gegen die Rentnerin, könne sich sein Verhalten aber nicht erklären. "Es tut mir unendlich leid. Ich weiß, welches Unrecht ich begangen habe und bereue dies", sagte er. "Und ich schäme mich dafür".

Brisant wird der Fall durch den Mann, der dem Haupttäter den Tipp gegeben hatte: Der ebenfalls 33-Jährige trug zum Tatzeitpunkt eine Fußfessel. Während des Überfalls wartete er mit seinem Auto vor dem Haus des Opfers.

Fußfessel brachte die Polizei auf die Spur des Täter-Duos

Der Fußfesselträger hat vor Gericht eingeräumt, an der Tat beteiligt gewesen zu sein. Die Polizei war dem Duo überhaupt erst wegen der Fußfessel auf die Spur gekommen. Es handelt sich um den ersten Fall dieser Art in Niedersachsen.

Der Mann, der zuvor eine mehrjährige Haftstrafe wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verbüßt hatte, war wegen Wiederholungsgefahr zum Tragen der Fußfessel verurteilt worden. Dass sein Komplize Gewalt anwendet, habe er nicht gewollt, sagte er.

Fußfessel wird in Deutschland seit 2011 eingesetzt

Die elektronische Fußfessel ist keine Fessel im eigentlichen Sinne. Es handelt sich um einen GPS-Sender, der am Körper getragen wird und ständig den Aufenthaltsort übermittelt. Derzeit werden bundesweit 68 Menschen auf diese Weise kontrolliert. Einige von ihnen sind ehemalige Sicherungsverwahrte, die nach einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte aus den Gefängnissen entlassen werden mussten. In Deutschland wird die Fußfessel seit 2011 eingesetzt, um rückfallgefährdete Gewalt- und Sexualverbrecher nach Verbüßung ihrer normalen Haft zu überwachen.

© SZ.de/dpa/olkl/mike - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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