New York:Polizist erschießt bewaffneten 14-Jährigen

Weil er einen Mann verfolgt und auf ihn gefeuert haben soll, hat ein New Yorker Polizist im Stadtteil Bronx einen schwarzen 14-Jährigen erschossen. Die Angehörigen des getöteten Jugendlichen erheben schwere Vorwürfe gegen die Polizei.

Ein New Yorker Polizist hat einen bewaffneten Teenager auf der Straße im Stadtteil Bronx erschossen. Der 14-Jährige habe selbst zuvor einen Unbekannten verfolgt und auf ihn geschossen, berichteten die New York Post und weitere US-Medien.

Obwohl die Polizisten den Jungen warnten, die Waffe fallen zu lassen, habe er erneut geschossen. Daraufhin habe einer der Polizisten einen Schuss abgegeben, der den Teenager tödlich im Gesicht traf. "Man schießt, um jemanden zu stoppen. Man kann nicht schießen, um zu verwunden. Das passiert nur in Western-Filmen", sagte Polizeikommissar Raymond Kelly auf einer Pressekonferenz. Die Umstände würden den Schuss rechtfertigen, ergänzte er. Den Eltern sprach er sein Beileid aus.

"Das ist alles Vertuschung"

Die Tante des schwarzen Teenagers erhob schwere Vorwürfe gegen die Polizei. "Ein Kind, 14 Jahre alt. Tot. In den Kopf geschossen. Von der Polizei", sagte Quwana Barcene. Sie äußerte außerdem ihr Misstrauen gegenüber den Polizisten: "Da war kein Gewehr. Das ist alles Vertuschung. Das ist es, was Polizisten machen. Sie bringen uns um und vertuschen es."

Der Tod ihres Neffen erinnere sie an den Fall des ebenfalls schwarzen Jugendlichen Trayvon Martin, der in Florida von George Zimmerman erschossen worden war und dessen Tod landesweite Proteste auslöste. Zimmerman wurde vom Gericht freigesprochen, weil er aus Notwehr gehandelt haben soll. Kritiker hatten ihm hingegen ein rassistisches Motiv vorgeworfen.

Doch die beiden Vorfälle unterscheiden sich aber in einigen Punkten: Zunächst war Martin unbewaffnet. Die Tatsache, dass der 17-Jährige nur eine Packung Kaubonbons und eine Flasche Eistee bei sich trug und Zimmerman sich trotzdem genötigt sah, zu schießen, hatte für große Empörung gesorgt. Zudem hatte Zimmerman den Jugendlichen auf dem Nachhauseweg von sich aus verfolgt, weil dieser auf ihn verdächtig wirkte. Des Weiteren ist Zimmerman kein Beamter, sondern ein Nachbarschaftswächter. Ein Polizist hatte ihm am Telefon davon abgeraten, Martin zu folgen.

Polizisten kommen traumatisiert ins Krankenhaus

Dennoch dürfte auch der Fall des getöteten 14-Jährigen Aufsehen erregen. Denn der Jugendliche sei womöglich der Jüngste, der jemals von der New Yorker Polizei getötet wurde, sagte Kelly. Bei dem 26-jährigen weißen Schützen und seinem 27-jährigen schwarzen Begleiter handele es sich um zwei junge Polizisten mit halbjähriger Berufserfahrung. Beide seien traumatisiert ins Krankenhaus gebracht worden, ansonsten aber unverletzt geblieben. Von weiteren Zeugen des Vorfalls war zunächst nichts bekannt. Von der Polizei veröffentlichte Videoaufnahmen zeigten Bilder eines schwarzgekleideten Menschen, der von einem anderen in Jeans und weißem T-Shirt verfolgt wurde.

Der bewaffnete Minderjährige soll den Behörden zufolge Mitglied einer Jugend-Gang gewesen sein. Schon zuvor war er mit einer Waffe erwischt worden - und nach Medieninformationen bereits als Verdächtiger ins Visier der Ermittler geraten, als ein 15 Jahre altes Mitglied einer rivalisierenden Gang angeschossen worden war.

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