New York:"Historisches Ausmaß"

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Es ist eine der schlimmsten Katastrophen, die New York in den letzten Jahren erlebt hat: Bei einem Brand im Stadtteil Bronx sterben zwölf Menschen. Einige der Opfer hatten versucht, in einer mit Wasser gefüllten Badewanne zu überleben.

„Entsetzliche Tragödie“: Das zerstörte Wohnhaus in der Bronx. (Foto: Frank Franklin II/AP)

Mindestens zwölf Menschen sind bei einem Brand im New Yorker Stadtteil Bronx ums Leben gekommen. Das Feuer war am Donnerstagabend im ersten Stock eines Mietshauses ausgebrochen und hatte sich binnen weniger Minuten im gesamten Gebäude ausgebreitet. Unter den Toten sind mehrere Kinder. Die Feuerwehr geht davon aus, dass ein drei Jahre alter Junge den Brand versehentlich ausgelöst hat, indem er an einem Gasherd herumspielte.

Drei Minuten nach dem ersten Notruf um kurz vor sieben Uhr am Abend traf die Feuerwehr an dem Gebäude auf der Prospect Avenue ein. Zwölf Menschen habe man retten können, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Die meisten Überlebenden haben das Haus mit nichts als der Kleidung an ihrem Körper verlassen, in einer eiskalten Nacht mit Temperaturen von zehn Grad unter Null. Das Wasser aus den Feuerwehrschläuchen wurde auf der Straße umgehend zu Eis. Drei Mädchen entkamen den Flammen ohne Schuhe oder Jacken. Nachbarn kümmerten sich um sie.

Es war der schlimmste Brand in der Stadt seit einem Vierteljahrhundert. Im Jahr 1990 waren ebenfalls in der Bronx 87 Menschen ums Leben gekommen, als in einem Vereinsheim ein Feuer ausbrach. Der "Happy Land Social Club" liegt lediglich eineinhalb Kilometer von der Stätte des Unglücks vom Donnerstag entfernt. Vor gut zehn Jahren, im März 2007, starben zehn Menschen in der Bronx, als ein Heizlüfter einen Brand in einem vierstöckigen Wohnhaus verursachte. Neun der Toten waren Kinder.

Vier Menschen wurden am Donnerstag schwer verletzt und schweben in Lebensgefahr. Zwei Menschen wurden leicht verletzt. Daniel Nigro von der New Yorker Feuerwehr sprach von einem "Unglück historisches Ausmaßes". Bürgermeister Bill de Blasio fuhr noch am Abend an die Unglücksstelle und sprach den Überlebenden und Angehörigen sein Beileid aus. "Es ist entsetzlich, Familien sind auseinandergerissen worden", sagte er.

Die New York Times beschrieb am Freitag, wie der Hausbewohner Kenneth Kodua in einem kleinen Laden in der Straße stand und fassungslos auf die rauchende Ruine starrte. Er hatte das Gebäude kurz vor dem Brand verlassen, um für sich und seinen Mitbewohner etwas zu essen zu kaufen. Als er nach 20 Minuten zurückkehrte, stand das Haus in Flammen und die Feuerwehrleute hielten ihn zurück, als er näher ans Gebäude wollte. Mehr als ein Dutzend Mal habe er versucht, seinen Mitbewohner anzurufen, sagte Kodua. Aber es ging niemand ran.

Eine wichtige Frage ist nun, warum sich das Feuer so schnell ausbreiten konnte. Das rund hundert Jahre alte Haus in der Prospect Avenue war errichtet worden, nachdem eine Reihe von Bränden im späten 19. und im frühen 20. Jahrhundert strengere Bauvorschriften mit sich brachten. Unter anderem waren im Gebäude Sprinkleranlagen installiert. Dennoch standen die rund 20 Wohnungen in kürzester Zeit komplett in Flammen. Nach Angaben der Feuerwehr gab es im Haus sechs Verstöße gegen Brandschutzbestimmungen. Unter anderem war ein Rauchmelder im ersten Geschoss defekt. Dort brach der Brand aus.

Die Überlebenden sind in einer Schule untergebracht worden. Wo sie wohnen sollen, wenn dort der Betrieb im Januar wieder beginnt, ist noch nicht geklärt.

© SZ vom 30.12.2017 / AP, AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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