Neuseeland: Heimreise von "Happy Feet":Selbst ist der Pinguin

Ganz Neuseeland rätselt, wie ein verirrter Kaiserpinguin zurück in die Heimat kommt. Ein Millionär wollte dem Antarktis-Bewohner für die Rückreise sogar eine Kajüte auf einem Eisbrecher buchen. Doch eine Expertenkommission hat entschieden: "Happy Feet" muss zurückschwimmen.

Frederik Obermaier

3000 Kilometer ist der Kaiserpinguin "Happy Feet" geschwommen, doch nun sollen die Strapazen umsonst gewesen sein: Der vor drei Wochen in Neuseeland gestrandete Pinguin soll genau dahin zurück, wo er hergekommen ist - in die Antarktis. "Das ist schließlich seine Heimat", erklärt Peter Simpson von der neuseeländischen Tier- und Umweltschutzbehörde.

Neuseeland: Heimreise von "Happy Feet": Pinguin auf dem OP-Tisch: Im Zoo von Wellington wurden dem verirrten Antarktis-Bewohner "Happy Feet" Sand und Steine aus dem Magen entfernt.

Pinguin auf dem OP-Tisch: Im Zoo von Wellington wurden dem verirrten Antarktis-Bewohner "Happy Feet" Sand und Steine aus dem Magen entfernt.

(Foto: AP)

Wahrscheinlich im September soll Happy Feet, der nach einer Trickfilmfigur benannt ist, seine Heimreise antreten. Über die Frage, wie sie bewerkstelligt werden soll, diskutiert ganz Neuseeland. Happy Feets Rückkehr ist zur Mission einer ganzen Nation geworden.

Ursprungsort - unbekannt

Eine "Pinguin-Beratungsgruppe" wurde gegründet, ihr gehören Wissenschaftler, Zoo-Ärzte und Naturschützer an. Sie haben entschieden: Happy Feet muss selbst zurückschwimmen.

Ein Millionär hatte zwar noch angeboten, dem Kaiserpinguin für die Rückreise eine Kajüte auf einem Eisbrecher zu buchen, das kam für die Expertenkommission jedoch nicht in Frage. "Er ist noch ein Jungtier, und die leben meist auf dem Treibeis der Antarktis", sagt Peter Simpson. Happy Feet solle auch genau dorthin zurückkehren und nicht etwa aufs antarktische Festland. Außerdem könnte sich das Tier auf einer Reise Keime einfangen und damit später seine Artgenossen anstecken.

Stattdessen soll nun ein Fischerboot den kleinen Pinguin in den Ozean südöstlich von Neuseeland bringen. Etwa auf Höhe des 50. Breitengrads wollen Tierschützer ihn dann aussetzen, den restlichen Weg soll Happy Feet selbst schwimmen. Wie weit, weiß niemand. "Wir haben ja keine Ahnung, wo er genau ursprünglich herkommt", sagt der Tierschützer Peter Simpson.

Vor der Rückreise des Pinguins müsse ohnehin erst Geld für die Überfahrt gesammelt werden. Derzeit sei Happy Feet auch nicht fit genug. "Jetzt würde er das nicht schaffen, er würde vor Erschöpfung sterben."

Wie einst bei Eisbär Knut

Als Happy Feet Ende Juni am Strand von Peka Peka nahe Wellington an Land watschelte, hielt er die Nordinsel Neuseelands vermutlich für eine große Eisscholle, wie er sie aus der Antarktis kennt. Jedenfalls nahm der Pinguin prompt einen Schnabel voll Sand, er verwechselte ihn vermutlich mit Schnee und drohte daran zu verenden.

Happy Feet wurde in ein künstliches Koma versetzt und im Zoo von Wellington viermal operiert. 300 Gramm Sand und Steine holten die Tierärzte aus seinem Bauch, von einer späteren Magenspiegelung berichtete der Zoo per Twitter.

Selbst ein Blick zwischen die Beine brachte keine Einsicht

Neuseeland fiebert mit Happy Feet wie einst Deutschland mit dem Eisbären Knut. Die Nachricht, Happy Feet sei ein Männchen, wurde weltweit über die Nachrichtenagenturen verbreitet. Dabei macht das Geschlecht bei Kaiserpinguinen äußerlich keinen Unterschied, Männlein und Weiblein schauen gleich aus. Selbst ein Blick zwischen die Beine brachte keine Einsicht, erst ein Gentest sorgte für Gewissheit.

Zwei Kilogramm Lachs, weiß der New Zealand Herald mittlerweile zu berichten, verspeist Happy Feet täglich, 23 Kilogramm wiegt er schon. Und wenn er nicht frisst, liegt der Pinguin auf Eis: in einem Kühlraum im Zoo, eine Live-Cam überträgt jede Bewegung rund um die Uhr im Internet.

In dieser Woche muss Happy Feet noch einmal zum Röntgen. "Wir wollen schauen, ob er noch Dreck im Magen hat", sagt Tierschützer Simpson. "Falls ja, bekommt er noch eine Magenspülung." Wenn nicht, kann der Pinguin schon bald aus seiner Eiskammer in ein Gehege umziehen. Ein Salzwasserpool wird bereits heruntergekühlt - "für das Training", wie Simpson sagt. Schließlich soll der Pinguin Muskeln aufbauen für den Heimweg.

Wenn es so weit ist, soll er einen Peilsender bekommen. Die ganze Welt kann dann im Internet seine Reise in die Antarktis verfolgen - sofern Happy Feet nicht vorher umdreht. Schließlich hat der "Wrong-Way-Penguin", wie ihn einige Zeitungen nennen, schon einmal die falsche Richtung eingeschlagen.

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