Naturkatastrophe:Schweres Erdbeben erschüttert Japan

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Ein Beben der Stärke 7,4 erschüttert ausgerechnet die Region Japans, die bereits vor vier Wochen verwüstet wurde. Vielerorts fällt der Strom aus. Autobahnen sind gesperrt, Züge gestoppt. In einzelnen Atommeilern gibt es Probleme, neue Horrormeldungen bleiben aber aus.

Die Katastrophenregion im Nordosten Japans ist erneut von einem schweren Erdbeben erschüttert worden. Vier Wochen nach den verheerenden Erdstößen und dem Tsunami wurden am Donnerstag Erschütterungen der Stärke 7,1 verzeichnet. Die Behörden gaben zunächst eine Tsunami-Warnung heraus, hoben den Alarm aber bald wieder auf, wie die Nachrichtenagentur Kyodo berichtet.

Nach dem Erdbeben sitzen Menschen in der Präfektur Iwate im Dunkeln. Immerhin: Die Handys funktionieren noch, um Nachrichten über das Erdbeben und den Stromausfall abzurufen. (Foto: AP)

Die Stärke des Bebens eine knappe halbe Stunde vor Mitternacht (Ortszeit) war zunächst mit 7,4 angeben worden. Später wurde der Wert nach unten korrigiert. Das Epizentrum lag nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS 66 Kilometer östlich der Stadt Sendai, die bereits bei der Katastrophe am 11. März verwüstet worden war. Die Hauptstadt Tokio ist rund 330 Kilometer entfernt.

Es seien viele Notrufe wegen verletzter Menschen, Brände und Gaslecks eingegangen, berichtet Kyodo unter Berufung auf Polizei und Feuerwehr. In der Präfektur Miyagi sperrte die Polizei die Autobahnen. In mehreren Regionen wie Fukushima, Yamagata, Aomori, Iwate and Akita fiel der Strom aus. Hochgeschwindigkeitszüge wurden teilweise angehalten.

Aus der Atomruine Fukushima-1 und dem Kraftwerk Fukushima-2, die etwa 120 Kilometer vom Epizentrum des Bebens entfernt liegen, meldet der Betreiber Tepco keine neuen abweichenden Kontrollwerte.

In dem schwerbeschädigten AKW Fukushima-1 kämpfen die Arbeiter seit dem Erdbeben der Stärke 9,0 verzweifelt gegen einen drohenden Super-GAU. Die Kühlung der Reaktoren mit Wasser funktioniere auch nach dem neuen Beben weiter, berichtet Kyodo. Die Techniker seien vorerst in Sicherheit gebracht worden, verletzt wurde niemand. Auch die erst am Donnerstag gestartete Aktion, Stickstoff in das Reaktorgehäuse am Block 1 einzuleiten, wurde nach Angaben von Tepco fortgesetzt. Das Gas soll das brisante Luftgemisch im Innern verdünnen und so verhindern, dass es zu neuen Wasserstoff-Explosionen wie kurz nach der Havarie kommt.

Doch in anderen Kernkraftwerken hat das neue Erdbeben zu Problemen geführt: Von der Anlage Onagawa berichtet der Betreiber nach Angaben des Fernsehsenders NHK über Schwierigkeiten mit der Stromversorgung. Grundsätzlich sei die Versorgung der Anlage aber nach wie vor gesichert. Das AKW war beim Beben vor vier Wochen automatisch heruntergefahren worden und liegt seitdem still.

Im AKW Higashidori in der Präfektur Aomori und in der Wiederaufbereitungsanlage Rokkasho wurde die externe Stromversorgung unterbrochen, berichtet Kyodo. Die Notversorgung funktioniere aber an beiden Orten.

Der Nordosten Japans ist von dem Beben der Stärke 9,0 und dem Tsunami vom 11. März bereits schwer getroffen. Der Katastrophe fielen letzten Schätzungen zufolge 27.600 Menschen zum Opfer. 12.600 Tote sind bisher offiziell bestätigt. In der gesperrten Zone um das havarierte Atomkraftwerk Fukushima-1 hatte am Donnerstag eine neue Suche nach Tsunami-Toten begonnen. 300 Polizisten durchkämmten die Stadt Minamisoma.

Das Beben sorgte an der Wall Street für Nervosität. Der Dow-Jones-Index verlor gut 0,1 Prozent auf 12.409 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500-Index sank um 0,2 Prozent auf 1333 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq büßte 0,1 Prozent ein und schloss bei 2796 Stellen.

© dpa/Reuters/segi/jab - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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