Nach Zugunglück in Südtirol:Grundbesitzer im Visier der Ermittler

Während Südtirol um die Toten trauert, läuft die Suche nach den Verantwortlichen des Zugunglücks auf Hochtouren - acht Verdächtige gibt es bereits.

Nach dem dramatischen Zugunfall in Südtirol mit neun Toten und 28 Verletzten hat die Suche nach den Verantwortlichen begonnen. Die Bozener Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Auslösung eines Erdrutsches und fahrlässiger Tötung. Eine geborstene landwirtschaftliche Bewässerungsleitung könnte die Ursache der Schlammlawine sein, die am Montag einen Pendlerzug traf.

Wie italienische Medien berichteten, sind acht Menschen im Visier der Fahnder - unter ihnen die Eigentümer der Beregnungsanlage und des Grundstücks, auf dem das Unglück geschah.

Experten sollen geologische und hydrologische Gutachten zum Geschehen liefern. Es habe einen Schaden an einer Bewässerungsanlage oberhalb der Unglücksstelle gegeben, gab der Vorsitzende des Eigentümerkonsortiums der Anlage, Lothar Burger, zu.

Es sei bereits geplant gewesen, die aus dem Jahr 1973 stammende Anlage zu erneuern. Burger betonte jedoch, das ausgetretene Wasser könne "unmöglich allein verantwortlich sein für den Erdrutsch".

Südtirol trauert unterdessen um die Toten. An den öffentlichen Gebäuden war am Dienstag halbmast geflaggt. Am Abend wollte der Bischof von Bozen und Brixen, Karl Golser, in der Kirche von Schlanders im Beisein der Angehörigen eine Trauerfeier für die Toten leiten.

Mutter eines Neugeborenen unter den Toten

Alle neun Opfer im Alter zwischen 18 und 73 Jahren kamen aus der Region. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung ist der Zugführer unter den Toten; der 25-Jährige hinterlässt Frau und zwei Kleinkinder. Auch eine 34-Jährige, die drei Tage zuvor ein Kind geboren hatte, hat nicht überlebt. Das Kind hatte noch in der Klinik bleiben müssen - die Mutter war unterwegs, um ihm Milch zu bringen.

Bei dem schwersten Zugunglück in der Geschichte der norditalienischen Region waren am Montagmorgen etwa 400 Kubikmeter Schlamm und Geröll auf einen Regionalzug gestürzt, als dieser die enge Schlucht auf der Strecke von Mals nach Meran passierte. Nur die Bäume in Gleisnähe verhinderten, dass der Erdrutsch einen der Wagen ins Kiesbett der Etsch reißen konnte.

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