Nach Zugexplosion in Lac-Mégantic:600 Einwohner dürfen in ihre Häuser zurückkehren

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Ausgebrannte Autos, zerstörte Häuser - die Bürgermeisterin von Lac-Mégantic hat den Notstand ausgerufen.

(Foto: AFP)

Die Bürgermeisterin von Lac-Mégantic hat den Notstand über die Kleinstadt verhängt. Dennoch dürfen 600 Einwohner in ihre Häuser zurückkehren. Die Polizei sucht nach der Zugexplosion weiter nach der Unglücksursache.

Wenige Tage ist es her, dass die Explosion eines mit Rohöl beladenen Zugs die kanadische Keinstadt Lac-Mégantic verwüstete. Nun dürfen 600 Anwohner, die den Unglücksort verlassen mussten, in ihre Häuser zurück. Gleichzeitig können 200 Menschen nicht in ihre Häuser zurückkehren, weil diese entweder zu nahe an der Unglücksstelle liegen oder zerstört sind.

Die Bürgermeisterin von Lac-Mégantic, Colette Roy-Laroche, rief für die betroffene Gemeinde außerdem "bis auf Weiteres" den Notstand aus. Roy-Laroche zufolge solle jedoch die Kirche im zerstörten Stadtzentrum schon am Freitag wieder öffnen. Das Gotteshaus solle ein "Ort des Gedenkens" werden, an dem die Menschen sich treffen und Bilder und Blumen hinterlassen können, sagte die Bürgermeisterin auf einer Pressekonferenz.

Das Zentrum des 6000-Einwohner-Ortes war durch das Unglück zerstört worden, die Kirche blieb aber unbeschädigt. Ein mit Rohöl beladener Zug war in der Nacht zum vergangenen Samstag führerlos durch Lac-Mégantic gerast und entgleist. Mehrere Kesselwagen explodierten, wodurch ein Großbrand ausgelöst wurde. Insgesamt 2000 Einwohner mussten den Unglücksort verlassen. Die Polizei geht inzwischen von 50 Todesopfern aus.

Der Lokführer des Zugs wurde am Donnerstag vom Dienst suspendiert. Er sei "unter der Kontrolle der Polizei", sagte Edward Burkhardt, Chef des Bahnunternehmens Montreal, Maine & Atlantic Railway, Medienberichten zufolge. Der Mann werde bis auf weiteres nicht für sein Unternehmen arbeiten und auch kein Gehalt bekommen. "Ich glaube nicht, dass er wieder für uns arbeiten wird."

Der Lokführer habe gesagt, dass er an dem Unglückszug nach dem Abstellen elf Handbremsen gesetzt habe. "Wir haben jetzt das Gefühl, dass das nicht wahr ist." Er glaube nicht, dass die Handbremsen ordnungsgemäß gesetzt wurden, sagte Burkhardt. Der zuständige Lokführer arbeitet nach Angaben des Bahnunternehmens seit vielen Jahren für die Firma und ist bislang noch nie negativ im Zusammenhang mit Sicherheitsmaßnahmen aufgefallen.

Sein Unternehmen trage sicher "jede Menge Verantwortung", sagte Burkhardt - allerdings müsse noch geklärt werden, ob die Verantwortung für das Unglück ausschließlich bei seinem Unternehmen liege. Er fühle sich "absolut scheußlich". Bewohner von Lac-Mégantic protestierten mit Plakaten gegen den Besuch von Burkhardt, dessen Firma sie für das Unglück verantwortlich machten.

Die Polizei ermittelt unterdessen nach eigenen Angaben weiter, ob das Entgleisen der mehr als 70 Kesselwagen am frühen Samstagmorgen einen kriminellen Hintergrund hat. Details der Ermittlungen wollte er nicht nennen, für Terrorismus gebe es keine Hinweise.

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