Nach Urteil im "Vatileaks"-Prozess:Begnadigung des Papst-Kammerdieners "sehr wahrscheinlich"

Der ehemalige Kammerdiener des Papstes, Paolo Gabriele, soll ins Gefängnis. Die Richter verurteilten ihn im Prozess um die "Vatileaks"-Enthüllungen zu 18 Monaten Haft. Gabriele war wegen schweren Diebstahls angeklagt. Doch laut Aussagen eines Vatikan-Sprechers ist es unwahrscheinlich, dass Gabriele die Haft tatsächlich absitzen muss.

Eineinhalb Jahre Haft lautet das Urteil gegen den Ex-Kammerdiener des Papstes, Paolo Gabriele. Das vatikanische Gericht sprach ihn im Prozess um die "Vatileaks"-Enthüllungen des Diebstahls schuldig. Die Grundstrafe des 46-Jährigen betrage zwar drei Jahre, sei jedoch wegen seiner Verdienste um den Kirchenstaat um die Hälfte reduziert worden, teilte das Gericht mit.

Doch ob Gabriele diese Haftstrafe tatsächlich absitzen muss, ist unklar. Eine Begnadigung des 46-Jährigen sei laut einem Sprecher des Vatikans in Sicht. Federico Lombardi nannte einen solchen Schritt Papst Benedikts XVI. "sehr wahrscheinlich". Wann eine Begnadigung erfolgen könnte, sagte er zunächst nicht. Auch weitere Details nannte er nicht.

Der vatikanische Staatsanwalt, Nicola Picardi, hatte zuvor drei Jahre Haft für den angeklagten Ex-Kammerdiener des Papstes verlangt. Paolo Gabriele habe vertrauliche Unterlagen gestohlen und sich damit des Diebstahls schuldig gemacht, sagte Picardi am Samstag vor dem vatikanischen Tribunal. Gabriele selbst hatte zugegeben, vertrauliche Dokumente aus dem Vatikan kopiert und einem italienischen Journalisten zugespielt zu haben.

VatiLeaks trial of pope's butler expected to end Saturday

Er muss für 18 Monate ins Gefängnis: Paolo Gabriele, der ehemalige Kammerdiener des Papstes hat vertrauliche Dokumente kopiert und sie einem Journalisten zugespielt.

(Foto: dpa)

Gabrieles Verteidigerin Cristina Arru sagte hingegen, ihr Mandant habe nichts gestohlen, sondern sich die Papiere nur zu Unrecht angeeignet. Es sei seine Aufgabe gewesen, Kopien vertraulicher Dokumente zu erstellen. Falls er aber für Diebstahl verurteilt werden solle, dürfe es nur die Mindeststrafe für einfachen Diebstahl sein - drei Tage.

Gabriele war im Mai festgenommen worden, saß mehrere Wochen lang im Gefängnis und stand zuletzt unter Hausarrest. Der verheiratete Vater dreier Kinder sagte in seinem Schlusswort, er habe aus tiefer Liebe zu der Kirche und zum Papst gehandelt. Das berichteten vom Vatikan zugelassene Prozessbeobachter am Samstag nach der Verhandlung. Gabriele hofft auf eine Begnadigung durch das Oberhaupt der katholischen Kirche. "Ich fühle mich nicht als Dieb."

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