Nach Todesfällen in Nigeria:Pfizer kommt in den USA vor Gericht

Einspruch abgelehnt: Nigerianische Familien dürfen Pfizer in den USA vor Gericht bringen - der Pharmariese hatte tödliche Tests an ihren Kindern durchgeführt.

Nigerianische Familien dürfen den weltgrößten Pharmakonzern Pfizer in den USA für Medikamententests an ihren Kindern vor Gericht bringen. Sie lasten dem milliardenschweren Unternehmen an, ohne ihr Einverständnis das Antibiotikum Trovan an 200 Jungen und Mädchen ausprobiert zu haben. Elf der Kindern starben laut Klageschrift, 189 weitere wurden demnach blind, taub oder erlitten Hirnschäden.

Pfizer

Die New Yorker Firmenzentrale des US-Pharmariesen Pfizer. Nach einer außergerichtlichen Einigung in Nigeria muss sich das Unternehmen nun im eigenen Land gerichtlich für den Tod nigerianischer Kinder verantworten.

(Foto: AP)

Das Oberste Gericht der Vereinigten Staaten wies am Dienstag ohne weitere Begründung einen Einspruch von Pfizer ab. Das Unternehmen sieht die US-Justiz als nicht zuständig an und verneint jede Schuld. Pfizer stellt sich auf den Standpunkt, die Familien und die nigerianische Regierung seien über die Tests mit dem damals noch nicht zugelassenen Medikament informiert gewesen.

Pfizer hatte 1996 im nordnigerianischen Bundesstaat Kano sein antibiotisches Meningitis-Medikament Trovan an mehreren hundert Kindern getestet, während in der Region eine Epidemie von Meningitis, Masern und Cholera herrschte. Pfizer versicherte, für die Tests die mündliche Einverständniserklärung der Eltern erhalten zu haben, was diese aber bestritten.

Trovan - einst einer der Verkaufsschlager von Pfizer - ist höchst umstritten. Das Antibiotikum darf heutzutage in den USA nur in Notfällen bei Erwachsenen angewendet werden, nachdem die Gesundheitsbehörde FDA schwere Leberschäden festgestellt hatte. In Europa ist es seit 1999 ganz verboten.

Mit nigerianischen Behörden hat sich Pfizer im Juli vergangenen Jahres nach zweijährigem Rechtsstreit außergerichtlicht bereits auf die Zahlung von 75 Millionen Dollar geeinigt. Davon sollten 35 Millionen Dollar an die Opfer der Medikamententests fließen, im Gegenzug sollte das Verfahren gegen Pfizer eingestellt werden.

Vergangenen Monat hatte aber eine Anwaltskanzlei, die die Familien von 192 Opfern der Tests vertritt, mitgeteilt, dass diese die Entschädigungsregelung ablehnten. Grund seien die Gentests, mit der Pfizer feststellen wollte, wer tatsächlich Anspruch auf Entschädigungen hat. Die Familien kritisierten, dass keine unabhängige Bestätigung für dieses Verfahren vorgesehen sei.

Pfizer äußerte sich in einer Erklärung enttäuscht über die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs. Der Konzern sei aber weiter zuversichtlich, dass er letztlich Recht bekommen werde.

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