Nach Tigerangriff:Zoo in Münster rüstet Sicherheitstechnik auf

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Tiger Rasputin blickt im Allwetterzoo in Münster durch die Gitterstäbe seines Geheges. In Zukunft ist er elektrohydraulisch gesichert. (Foto: dpa)

Es war eine offene Schiebetür im Tigergehege, die einen Tierpfleger das Leben kostete. Ein halbes Jahr später installiert der Zoo Münster eine 80 000 Euro teure Anlage, die menschliches Versagen nahezu ausschließen soll.

Wahrscheinlich hatte der erfahrene Pfleger beim Füttern der Tiere vergessen, eine Luke des Käfigs zu schließen. Dann ging er durch eine Schleuse in das Freigehege. Dort traf er auf den zehnjährigen Tiger Rasputin, der den 57-jährigen Pfleger als "Eindringling" erkannte und mit einem Biss ins Genick tötete.

Sechs Monate nach diesem tragischen Unglücksfall hat der Allwetterzoo in Münster eine neue Sicherheitstechnik vorgestellt. Zusammen mit der Bezirksregierung als Aufsichtsbehörde und der Berufsgenossenschaft hat Zoodirektor Jörg Adler für rund 80 000 Euro die Tigeranlage aufgerüstet. Nun zwingt eine elektrohydraulische Sicherung die Tierpfleger zu einem systematischen Vorgehen, wenn die Tiere vom Außen- in das Innengehege gehen und umgekehrt. Außerdem können die Zoo-Mitarbeiter die Tiger über ein Video-System beobachten.

Während der Tierpfleger bei dem alten System die offene Schiebetür übersehen hatte, ist bei der neuen Technik der Zugang ins Außengehege verriegelt, wenn einer der Schieber noch oben ist.

Mit doppelter und dreifacher Absicherung

Zoo-Chef Adler verglich das neue System mit einem Airbag im Auto. "Es bringt den Tierpflegern zusätzliche Sicherheit, gleichzeitig hoffen wir alle, dass das System niemals ausgereizt werden muss. Autofahrer wollen ja auch nicht, da sich der Luftsack öffnet."

Nach dem Unglück im Münsteraner Zoo hatte die Staatsanwaltschaft menschliches Versagen als Ursache festgestellt. "Am Ende steht immer der Mensch, auch bei dem neuen System. Auch das können sie an bestimmten Stellen ignorieren", betonte Adler. Mit Hilfe von doppelter und zum Teil dreifacher Absicherung aber zwingt das neue System die Pfleger zu bewussten Handlungen. Das Öffnen der Schieber zum Beispiel funktioniert nur, wenn ein bestimmter Schlüssel umgedreht und gleichzeitig ein Schalter umgelegt wird.

Die Bezirksregierung Münster als Aufsichtsbehörde spricht von der Anlage als Pilotprojekt. In Münster wird im zweiten Schritt in diesem Jahr noch die Löwen-Anlage für 120 000 Euro mit der neuen Technik ausgestattet. Im nächsten Jahr sind dann die Bären an der Reihe.

Zoo-Chef Adler geht davon aus, dass die Technik auch für andere Tierparks interessant ist. "Allerdings sind wir nach dem Unglück im vergangen Jahr nicht stolz darauf."

© süddeutsche.de/dpa/kfu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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