Nach sexuellen Übergriffen:Filmproduzent Weinstein wegen Vergewaltigung angeklagt

  • Die Staatsanwaltschaft in Manhattan klagt Harvey Weinstein wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung an.
  • Ins Gefängnis muss er vorerst nicht, es gibt einen Deal mit der Staatsanwaltschaft.
  • Mehrere mutmaßliche Opfer zeigten sich erfreut. "Heute sind wir der Gerechtigkeit einen Schritt näher gekommen", schrieb etwa Rose McGowan.

US-Filmproduzent Harvey Weinstein hat sich am Freitag der New Yorker Polizei gestellt. Gegen 7.30 Uhr Ortszeit erschien er auf einem Polizeirevier in Manhattan, zahlreiche Kamerateams hatten vor dem Gebäude auf ihn gewartet. Ins Gefängnis muss er aber erst einmal nicht.

Auch als Weinstein anderthalb Stunden nach seiner Festnahme vor dem New York City Criminal Court in einem schwarzen SUV vorgefahren wurde, klickren Dutzende Kameras. Der 66-Jährige wurde flankiert von mehreren Polizisten ins Gericht geführt, er trug trotz sommerlicher Temperaturen einen hellblauen Pullover, darüber ein dunkles Jacket. Seine Hände waren mit Handschellen auf dem Rücken fixiert. Sein Anwalt Benjamin Brafman gab den anwesenden Reportern zu verstehen, dass er später mit ihnen reden werde.

Im Inneren des Gerichtsgebäudes wurde anschließend die Anklage verlesen. Es geht um einen Vergewaltigungsvorf und einen Vorfurf der sexuellen Nötigung. Weinsteins Kautionsbedingungen waren schon vorab durchgesickert. Er muss eine Million Dollar hinterlegen und sich verpflichten, eine Fußfessel zu tragen. Seine Reisefreiheit wird eingeschränkt, seinen Pass muss er abgeben.

Mehrere mutmaßliche Opfer zeigen sich erfreut über die Verhaftung

Einer der beiden Fälle, um die es bei der Klage geht, reicht in das Jahr 2004 zurück: Schauspielerin Lucia Evans wirft ihm vor, sie zu Oralsex gezwungen zu haben. Die Identität einer weiteren Klägerin ist nicht bekannt. Dutzende Frauen haben dem Produzenten in den vergangenen Monaten sexuelle Belästigung oder sogar Vergewaltigung vorgeworfen. Viele der Fälle sind allerdings verjährt.

Mehrere mutmaßliche Opfer zeigten sich am Freitag erfreut über die Verhaftung: "Heute sind wir der Gerechtigkeit einen Schritt näher gekommen", schrieb etwa Rose McGowan, eine der ersten öffentlichen Anklägerinnen Weinsteins. Sie sei aber eher vorsichtig hoffnungsvoll, dass die Justiz in dem Fall funktioniere. "Ich kann es kaum erwarten", schrieb die Schauspielerin Annabella Sciorra. "Boom", twitterte ihre italienische Kollegin Asia Argento. Beide werfen Weinstein vor, sie in den Neunzigerjahren vergewaltigt zu haben.

Seit Monaten laufen die Ermittlungen gegen den Filmproduzenten - inzwischen auch auf US-Bundesebene. Die Ermittler wollen unter anderem herausfinden, ob der 66-Jährige Frauen dazu gebracht habe, über Bundesstaatengrenzen hinweg zu reisen, um sie belästigen zu können. Laut New York Times wird auch untersucht, ob Weinstein gegen das Anti-Stalking-Gesetz verstoßen habe, etwa um Opfer einzuschüchtern.

Der einst einflussreiche Filmproduzent hat Fehlverhalten eingeräumt, weist aber Vorwürfe von nichteinvernehmlichem Sex zurück. Vor Gericht plädierte sein Anwalt auf "nicht schuldig". Weinstein soll sich in Therapie befinden, seine Frau Georgina Chapman hat die Scheidung beantragt.

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