Mutmaßliche Komplizin stellt sich Polizei:Generalstaatsanwalt hält Heilbronner Polizistenmord für aufgeklärt

Eine Explosion in einer Wohnung in Zwickau brachte den ungeklärten Fall wieder ins Rollen: In Jena hat sich eine Frau der Polizei gestellt, die offenbar auch Brisantes zum Polizistenmord von Heilbronn zu sagen hat. Die Generalstaatsanwaltschaft in Stuttgart hält den Fall nun für gelöst - der Innenminister warnt jedoch vor voreiligen Schlüssen.

Nachdem neue Spuren im Fall eines Polizistenmords in Heilbronn vor viereinhalb Jahren aufgetaucht sind, haben die Ermittler ihre Energie ganz auf die Suche nach einer 36-jährigen Frau konzentriert, die mit dem Verbrechen in Verbindung stehen könnte. Sie suchten öffentlich nach der Frau, gaben Fahndungsfotos an die Medien.

Polizistenmordfall Heilbronn: Suche nach 36-jähriger Frau

Eines von zwei Fahndungsfotos, die die Polizei Sachsen in mehren Todesfällen in Thüringen und dem Polizistenmord von Heilbronn veröffentlicht hat: Die 36-jährige Beate Z. hat sich gestellt.

(Foto: dpa)

Nun überschlagen sich die Ereignisse: Kaum einen Tag nach Beginn der öffentlichen Fahndung stellte sich die Frau den Behörden. Nach Angaben der Polizei in Zwickau von diesem Dienstag handelt es sich bei der Verdächtigen um Beate Z. In der Vergangenheit benutzte die Frau aber auch diverse Decknamen, trat als Mandy Struck oder Susann Dienelt auf. Nach mehreren Medienberichten soll sie bereits als Bombenbauerin in Erscheinung getreten sein.

Die Frau stellte sich in Begleitung eines Anwalts der Polizei - und hat offenbar brisante Informationen. Nach Auffassung der baden-württembergischen Staatsanwaltschaft ist damit auch der Mord an einer Polizistin in Heilbronn 2007 aufgeklärt. Stuttgarts Generalstaatsanwalt Klaus Pflieger sagte im SWR, er gehe davon aus, dass die Tat von der Gruppe um die mutmaßlichen Bankräuber Uwe M. und Uwe B. sowie die 36-jährigen Beate Z. begangen wurde. Innenminister Reinhold Gall ruderte allerdings kurz darauf wieder ein Stückchen zurück: Von einem Durchbruch könne noch keine Rede sein, sagte der SPD-Politiker. Man sei aber "nah dran". Es gebe einen Bezug zur Tat, welcher sei aber noch offen, sagte Gall.

Beate Z. wohnte nach Erkenntnissen der Polizei in Zwickau zusammen mit zwei 34 und 38 Jahren alten Männern in einem Haus in Sachsen. Nach einem Sparkassenüberfall am Freitag im thüringischen Eisenach hatten sich die Männer in einem Wohnmobil versteckt. Als sie von Polizisten entdeckt wurden, setzten sie den Angaben zufolge das Wohnmobil in Brand und erschossen sich. Von den Toten führte die Spur zu deren Wohnhaus in Zwickau und zu ihrer Mitbewohnerin.

Ermittlungsteam verdoppelt

Die zwei Toten und die Frau in Polizeigewahrsam sollen sich nach unbestätigten Informationen Ende der 90er Jahre in der rechten Szene betätigt haben, auch als Bombenbauer.

Die Verbindung zum Polizistenmord von Heilbronn könnte also viel direkter sein als bislang vermutet. In dem Wohnmobil der toten Bankräuber hatten die Fahnder mehrere Schusswaffen gefunden, darunter die Pistolen der zwei Polizisten, die 2007 im baden-württembergischen Heilbronn von Unbekannten auf einem Parkplatz niedergeschossen worden waren. Die 22-jährige Beamtin kam damals ums Leben, ihr 24-jähriger Kollege überlebte schwer verletzt, konnte sich später aber an nichts erinnern.

Für die Verbindung der Taten sprächen die Gesamtumstände, vor allem der Besitz der Dienstwaffen der Polizisten, sagte Pflieger im SWR: "Solche Waffen gibt man nicht weiter."

Das von Beate Z. und den Männern bewohnte Haus in Zwickau war explodiert und schwer beschädigt worden, wobei niemand zu Schaden kam.

Direkt nach dem Fund der Dienstwaffen hatte das Landeskriminalamt Baden-Württemberg seine Sonderkommission (Soko) verstärkt. Die Ermittlungsgruppe "Parkplatz" sei auf 32 Beamte von zuvor 15 Mitgliedern aufgestockt worden. Bereits am Samstag sind Beamte der Soko Parkplatz nach Thüringen entsandt worden - und stehen nun möglicherweise vor entscheidenden Aufklärungsschritten.

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