Nach Missbrauch betäubter Patientinnen:Krankenpfleger drohen 15 Jahre Haft

Er soll junge Patientinnen auf der Kinderstation betäubt und vergewaltigt haben, die Taten hielt er auf Foto und Video fest. In Hildesheim hat der Prozess gegen einen Krankenpfleger begonnen. Ihm drohen bis zu 15 Jahre Haft.

Weil er zwölf junge Patientinnen auf der Kinderstation des Klinikums Hildesheim sexuell missbraucht haben soll, steht ein Krankenpfleger vor Gericht. Die Mädchen waren zwischen zehn und 15 Jahre alt. Der Prozess gegen den 36-Jährigen hat unter Ausschluss der Öffentlichkeit begonnen.

Der Krankenpfleger gestand, die jungen Frauen sexuell missbraucht zu haben. Damit wolle er den Opfern eine Aussage vor Gericht ersparen, sagte sein Verteidiger. Der Angeklagte sei in einem gefestigten sozialen Umfeld aufgewachsen, ergänzte er vor dem Sitzungssaal. Was ihn zu den Taten antrieb, soll unter anderem ein psychiatrischer Sachverständiger klären.

Dem Angeklagten wird über den Missbrauch der Patientinnen hinaus vorgeworfen, mehrere Male junge Frauen in verschiedenen Wohnungen narkotisiert und vergewaltigt zu haben. Dabei gab er sich stets als Arzt aus, der zu Schulungszwecken Blut abnehmen und dies filmen wolle.

Die konkreten Tatvorwürfe lauten Vergewaltigung sowie sexuelle Nötigung in jeweils 13 Fällen. Angeklagt sind zudem vier Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch, davon zwei schwere Fälle. Die Übergriffe auf die Patientinnen erfolgten in der Regel nachts, als der Pfleger alleine Dienst auf der Kinderstation hatte. "Für mich ist es eine eiskalte und sehr perverse Sexualstraftat", sagte Fritz Willig, der die Eltern einer minderjährigen Patientin als Nebenkläger vertritt.

Ermittler entdeckten Videos und Fotos der Übergriffe

Der Mann war mehrere Jahre im Hildesheimer Klinikum tätig und hatte dort teilweise alleine Nachtschicht auf der Kinderstation. Dort waren nach Angaben der Klinikleitung Patienten im Alter von 10 bis 17 Jahren untergebracht.

Die Polizei war auf den Pfleger aufmerksam geworden, als eine Frau ihn zunächst nur wegen Missbrauchs des Arzttitels angezeigt hatte. Der Mann hatte sie in einer Diskothek in Celle angesprochen und sich als Arzt ausgegeben. Bei einer Durchsuchung der Wohnung des Beschuldigten entdeckten die Ermittler dann Videos und Fotos von sexuellen Übergriffen aus dem Zeitraum von 2009 bis Januar 2013. Seine Verbrechen beging er, als die Opfer unter dem Einfluss von Medikamenten standen und damit wehrlos waren. Nicht alle Opfer konnten identifiziert werden, weil er die Gesichter der schlafenden oder betäubten Patientinnen oftmals mit Tüchern abdeckte.

Das Klinikum Hildesheim hatte nach der Festnahme des Pflegers einen Krisenstab gebildet und ein Notfalltelefon eingerichtet.

Dem mutmaßlichen Sexualverbrecher drohen bis zu 15 Jahre Haft. Auch die Frage einer anschließenden Sicherungsverwahrung steht im Raum. Für den Prozess sind zunächst sechs Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil wird wahrscheinlich am 9. September gesprochen. Ob Zuschauer und Medien zur Urteilsvekündung wieder zugelassen werden, will das Gericht zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: