Nach 120 Jahren:Englands letzte "trockene" Stadt kippt Alkoholverbot

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Alkoholfreie Zone? Das war die 25.000-Einwohner-Stadt Bournville für stolze 120 Jahre. Vorbei.

(Foto: jhansen2 - Fotolia)
  • Den Alkoholbann von Bournville hatte einst die mächtigste Unternehmerfamilie des Ortes durchgesetzt.
  • Einige Lokalpolitiker fürchten, dass die Stadt mit der Aufhebung des Verbots ihre Traditionen preisgebe.

Keine Pubs, kein Alkohol - alles wegen der Cadburys

120 Jahre lang hat es in der britischen Kleinstadt Bournville keinen Alkohol gegeben. Die Bewohner waren stolz auf ihre Tradition - in einer rauschfreudigen Nation wie England eine echte Ausnahme. Bis jetzt.

Wie die Stadtverwaltung mitteilte, hat ein Zeitungshändler soeben erstmals die Lizenz erhalten, in dem Vorort von Birmingham alkoholische Getränke zu verkaufen. Bournvilles Ära als letzte "trockene" Ortschaft des Landes geht damit zu Ende.

Die Kleinstadt war Ende des 19. Jahrhundert von der Familie Cadbury als Arbeitersiedlung gegründet worden. Die strenggläubige Dynastie von Schokoladenproduzenten erklärte Alkohol für tabu. Und obwohl in Bournville mittlerweile 25.000 Menschen leben, gab es bie heute keine Bar und kein Alkoholgeschäft im Ort. Das sich das ändert, sorgt für Unruhe.

Nach 120 Jahren: Puritanische Vergangenheit: In Bournville hatte seit Ende des 19. Jahrhunderts die Familie Cadbury das Sagen.

Puritanische Vergangenheit: In Bournville hatte seit Ende des 19. Jahrhunderts die Familie Cadbury das Sagen.

(Foto: GavinWarrins/Wikimedia commons)

Seine Kunden verlangen Bier, sagt der Ladenbesitzer

Stadtrat Rob Sealey etwa findet die Entwicklung "katastrophal". Die Lizenz richte sich "gegen 120 Jahre Geschichte und Erbe in Bournville", sagte er der Birmingham Mail. Seine Kollegin Lynda Clinton räumt ein, es habe Bedenken gegeben. Letztlich seien die Reaktionen aber überwiegend positiv.

Kamal Sharma, der Inhaber des neuen Alkoholgeschäfts, sagt, ihm gehe es nur darum, seinen Laden zu retten: "Ich habe versucht, Obst und Gemüse zu verkaufen, aber das wollte keiner." Als er seine Kunden nach ihren Wünschen gefragt habe, sei die Antwort eindeutig gewesen: ein Ort, "wo man Bier und Wein bekommt".

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